Das virtuelle Rasenschach soll in Fifa 18 auch endlich mobil funktionieren. Zeit für EA das Erfolgsrezept auf die Nintendo Switch zu bringen…
Fußball für unterwegs!
Besitzer von Nintendo Konsolen, mit Hang zum virtuellen Rasen-Sport, hatten in der Vergangenheit wenig Grund zur Freude. Weder Pro Evolution Soccer von Konami, noch Fifa aus dem Hause EA beehrten die Nintendo Konsolen in der letzten Konsolen- Generationen. Die Wii durfte sich zwar über Jahre hinweg über Kader-Updates freuen, doch eine Neuentwicklung war in weite Ferne gerückt. Auf dem 3DS und der Wii U suchte man Fifa dagegen vergeblich. Doch diesem negativer Trend soll nun Einhalt geboten werden. EA bringt für Nintendo Liebhaber nun ein Custrom Made Fifa in den Handel. Aber ob das glücken kann? Das soll unser Test klären…

Schon die ersten Spielminuten zeigen, was jeder Spielefan zu erwarten schien. Die Switch Version ist ein gänzlich anderes Fußballspiel, als auf der Xbox One und PS4. Die alte Ignite Engine, auf dessen Basis die Switch Fassung entstand, sorgt für ein lang vergessenes Arcade Gefühl. Das Tempo ist also höher, das Tackling System zugänglicher und auch die Spielphysik leicht verändert, wodurch sich das mobile Fifa deutlich weniger Simulationslastig anfühlt.

Obgleich sich Verteidiger und Angreifer anders verhalten, ist es letztlich aber weiterhin ein reines Fifa, wie man es als langjähriger Spieler gewohnt ist. Damit einher gegen Schwächen, aber auch Stärken, die ich euch in meinem Test mal näher erläutern möchte.
Arcade Fest für Sport-Fans!
Mit Fifa 18 wird Fußball nicht neu definiert, weshalb ihr euch mit leichten Pässen über das Feld manövriert und spielerisch versucht eure Antagonisten auszuhebeln. Dabei fällt auf, dass hier weniger Animationsphasen vorliegen und eure virtuellen Kicker dadurch eine andere Spielsteuerung ermöglichen. Die eigentliche Ballphysik wirkt dagegen runder, als man von einem Mobilen Fußballspiel erwarten würde. Fifa 18 auf der Switch ist kein weichgespülter Schnelltritt.

Im Gegenteil, es gliedert sich gut in die altbewährte Fifa Mechanik der früheren Spiele ein. Beim Tritt gegen den Ball wirkt es leicht wuchtig, wobei es aber leider oft zu unnötigen Abprallern kommt, sollte der Ball etwas stärker gespielt werden. Kurze Flachpässe sind also deutlich leichter auszuführen, als Flanken und Pässe über den weiten Raum. Hierbei prallt der Ball gerne mal mit spielerischer Leichtigkeit vom Fuß des Empfängers ab und landet meterweit im Nirvana. Kein kluger Schachzug der Entwickler, muss man sagen.

Allerdings kommt es auf der Switch seltener zu den unliebsamen Ping-Pong Situationen, die derzeit die Xbox One und PS4 Versionen plagen und auch Fernschüsse haben nicht so eine gewaltige Macht. Allgemein wirkt die Custom Made Engine gut durchdacht und bietet eine angenehme Balance. Weder Longshots, noch Kopfbälle wirken overpowered. Als angenehm empfand ich auch die Tackling- Funktion, die teilweise automatisiert abläuft, sobald man den Angreifer gut stellt. Während in den Xbox One und PS4 Versionen der Verteidiger gerne mal am Ball vorbei oder drüber läuft, ohne ihn zu gewinnen, kann er hier leichter erobert werden.

Genau wie in den Hauptversionen plagen dem Nintendo Ableger aber auch vereinzelt Tackingsmethoden, bei denen der Ball direkt wieder wie an einem Magnet beim Gegner landet. Die Spieler fühlen sich leider auch etwas träger an, was dem Arcade Gedanken nicht unbedingt entgegenkommen will. Die KI läuft sich nicht konsequent genug frei und hat Probleme bei der Ballannahme, sobald mit mehr Kraft gespielt wird. Auch die virtuellen Torhüter geben nicht immer eine gute Figur ab. Des öfteren fausten sie auch leicht geschossene Kullerbälle weg, statt sie zu fangen. Im gesamten betrachtet wirkt Fifa aber trotzdem sorgfältig genug ausgearbeitet, um die erhöhte Geschwindigkeit und das Handling der Kicker unter einem Hut bringen zu können.
Auf’s wesentliche reduziert!
Wo Fifa auf dem Rasen also durchaus unterhalten kann, hat das Game leider ein paar Defizite im Aufgebot ihrer Modi. Im Vergleich fehlen Nintendo Gamern die Pro Clubs und der The Journey Modus genauso wie die Erweiterungen im Ultimate Team, die in diesem Jahr auf Xbox One und PS4 Einzug gehalten haben. Abgesehen davon ist der Umfang für ein mobiles Fifa aber doch beträchtlich. Neben dem Karriere-Modus, den ihr entweder als Trainer oder Spieler angeht, feiert auch der beliebte Ultimate Team Modus seine Premiere auf einer Nintendo Konsole.

Hier gilt es wie gehabt euer Team nach eurem Belieben aufzubauen und durch das Öffnen von Karten-Packs neue Mitglieder zu gewinnen. Ob Online Saison, Squad Building Challenges oder Draft – Ihr habt einige Wahlmöglichkeiten. Leider fehlen im Gegensatz zur Xbox One und PS4 Version die neu hinzugefügten Squad Battles und Tagesaufgaben. Auch die Weekend League ist nicht vorhanden. Als direkten Ausgleich erhaltet ihr dafür Online Turniere, bei denen ihr Packs gewinnen könnt.

Besondere Neuerungen, die sich Exklusiv auf dieser Version einfinden, sind die Lokale Saison und der Anstoss Modus, der es euch erlaubt mit den beiden JoyCons eine Partie im Multiplayer zu beginnen. Hierzu drückt ihr eurem Freund einfach einen der beiden JoyCons in die Hände und schon kann es losgehen. Ihr benötigt also keinen weiteren Controller, sondern habt euer Eingabegerät für ein Duell mit eurem Freund jederzeit dabei. Mit der Möglichkeit das Tablet als Display zu verwenden, kann das Game überall im Koop angegangen werden. Der Ablauf ist dabei sehr bequem und kommt ohne Probleme aus. Dass EA es tatsächlich bewerkstelligen konnte die wichtigen Eingabemethoden auf die kleinen JoyCons auszulagern ist beeindruckend und funktioniert auch gut. Wobei es natürlich nicht die bevorzugte Steuerungsmethode sein wird. Ein richtiger Controller ist für das echte Gaming Erlebnis die genauere Lösung. Durch den Pro Controller Support und die manuell konfigurierbaren Belegungen, sollte also jeder glücklich werden.

Die eingebauten Modi zeigen aber worauf es die Entwickler abgesehen haben. Fifa 18 auf der Switch soll eine breit gefächerte Zielgruppe ansprechen, die mehr Spaß am schnellen Kick hat, als wirklich tief in die Mechanik einzusteigen. Alles is etwas simpler gehalten und aufs wesentliche beschränkt. Das mag beinharten Hardcore Gamern nicht unbedingt schmecken, ist für ein mobiles Fußballspiel aber vollkommen ausreichend. Dank Karriere- Modus, Skill-Spiele, Turnier, Anstoß, Online Season und Ultimate Team sollte sich also trotzdem für jeden Spieler etwas finden lassen.
Switch Custom Made!
Man kann sicherlich Kritik am virtuellen Kick finden, wenn man sich ausführlicher mit der Materie beschäftig. An der grundsoliden Technik lässt sich aber wenig Grund zum Meckern finden. Dank der Custom Build Engine erhält man ein maßgeschneidertes Produkt, das die Eigenheiten der Hardware gut auszunutzen weiß.

Die Switch Portierung hält butterweiche 60fps bereit und und besitzt kaum Ladevorgänge. Speziell letzteres ist ein echter Segen im Vergleich zu den Hauptfassungen, deren Menüs oftmals viel zu träge reagieren. Hier spürt man den Unterschied zwischen Disk (PS4) und Modul/SD-Kart (Switch) deutlich. Die Menüführung geht auf der Switch dadurch schnell von der Hand. Die Partien selber laufen Dank der angepeilten 60fps sehr gut und setzen euch im TV Modus eine solide Grafik in 1080p Auflösung vor. Im Direktvergleich mit der hochgelobten Frostbite Engine wirkt das Nintendo Fifa natürlich nicht so detailliert, hat weniger Animationsphasen, kaum Rasendichte und auch nicht so naturgetreue Charaktermodelle zu bieten.

Technisch ordnet sich die Switch somit wohl leicht über der PS3/360 ein und ist noch ein gutes Stück vom Frostbite Glanzstück auf den aktuellen Konsolen entfernt. Für ein mobiles Fußballspiel ist das Gebotene aber schon ordentlich und grafisch aufwendig inszeniert. Die Zuschauer mögen zwar nicht die schön in 3D ausmodellierten Charaktergrafiken von Fifa 18 besitzen und der allgemeine Tenor lässt eher Fifa 16 bzw. Fifa 17 Feeling aufkommen, aber das ist letztlich eher nebensächlich. Der positive Gesamteindruck in technischer Hinsicht überwiegt hier.

Als Spieler sollte man immerhin mitbedenken, dass alle Partien auch im mobilen Betrieb laufen können und ein Fifa 17 mit leicht schlechter Grafik bietet schließlich immer noch ansehnlich Animationen, nette Spielergesichter und gute Farbtreue. Die Hintergrund Optik ist bei den schnellen Partien ohnehin meist nur schmückendes Beiwerk, da beim Zocken kaum auf Tribünen, Rasenqualität und Animationsabfolgen geachtet werden kann. Im Handheld Modus wird die Grafik übrigens in 720p Auflösung ausgegeben, was bei der Größe des Tablet Bildschirms eine wirklich schicke Optik gewährt.

Bei der Soundqualität überzeugt Fifa auch weitgehend. Die Stadien wirken lebhaft und auch der Kommentar ist meist gut eingesprochen. Zwar wiederholen sich einzelne Sprüche, doch ist dies nicht so gravierend wie im direkten Konkurrenten Pro Evolution Soccer. Dort leistet man sich nämlich fehlerhafte Sound- Samples und Marco Hagemann liefert eine durchwachsene bis miserable Leistung ab. Bei EA ist der Kommentar dagegen durchaus zufriedenstellend.

Das Duo Frank Buschmann und Wolf Fuss ist motiviert dabei und klingt weniger künstlich, als das Kommentatoren-Paar von PES. Hier möchte ich also keine Kritik äußern, denn mit den vorgesetzten Texten wissen die beiden Sprecher sehr gut umzugehen und sorgen so für ein passendes TV- Feeling.
Online vs Offline
Was die Online Qualitäten anbelangt, bewegt sich Fifa 18 auf einem passablen Niveau. Spielabbrüche sind somit kaum zu erwarten. Vereinzelt mag das Spiel mal vom Server getrennt werden, aber dies kann auch an der Switch und dessen Wlan Signal liegen. Gleiches gilt für das Matchmaking, das wenig Konfigurationsmöglichkeiten bietet und so wohl auch selten Gleichgesinnte finden lässt.

Das Online Spiel leidet stark an der mangelnden Spieleranzahl. Es ist daher ausgeschlossen mehrere Online Partien am Stück auszutragen, da kaum Gegner gefunden werden. Dies ist aber kein Fehler, den man EA ankreiden kann, sondern hat lediglich mit der begrenzten Reichweite der Spielerschaft zu tun. Man kann nur hoffen, dass Big N noch einige Konsolen absetzt, damit Fifa auch auf der Switch durchstarten kann. Auch hinsichtlich des fehlenden Online Freundschaftsspiels scheint wohl eher Nintendo selber das Problem zu sein, nicht fehlender Entwickler- Support.

Im Umkehrschluss kann man also wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Fifa 18 auf der Switch mehr für den lokalen Modus geeignet ist und somit den “On-the-Go” Gedanken trägt. Als Fußball Fan sollte man sich also bewusst sein, dass der Online Modus vielmehr eine nette Ergänzung ist, sich das Hauptaugenmerk in der Switch Fassung aber mehr auf den Offline Modus richtet. Für den mobilen Gedanken der Switch ist dies aber ausreichend, um ein unterhaltsames Sportspiel zu ermöglichen.

Vielen herzlichen Dank an EA Sports und deren PR-Agentur DELASOCIAL für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Fifa 18 Switch:)
©2017 Electronic Arts Inc. EA, EA Sports, ©Fifa 18