Mit Seth Rollins auf dem Cover kehrt das alljährliche Wrestling Spektakel zurück. Ob die virtuelle Show Spaß macht, erfahrt ihr im Test…
Alles für die Show!
Wrestling ist wohl der umstrittenste Sport den es derzeit gibt. Einige lieben das Sports- Entertainment und die waghalsigen Moves, die viele Superstars hier an den Tag legen, doch die Mehrheit schüttelt trotzdem nur genervt den Kopf.
Was der Mainstream dabei nicht realisiert, ist wie viel Athletik hier reinspielt, um dieses Matches überhaupt auf die Beine zu stellen. Geschweige denn wie schwer es ist die Fans positiv zu stimmen. Ist dies aber der Fall, liegt die Halle den Akteuren zu Füßen und unterstützt das Geschehen mit etlichen Chants. Dieses besondere Gefühl versucht Yukes seit Jahren auch in spielbarer Form umzusetzen, was allerdings nicht immer gelingen will. Die einzigartige Atmosphäre eines Live- Publikums fehlte bis dato, genauso wie authentische Kommentatoren und Verhaltensweisen im Ring.
Zumindest letzteres hat 2K mit dem neusten Ableger in den Griff bekommen. Der alljährlichen Stagnation entgegentretend, war es für die Entwickler dabei aber auch wichtig die grafische Immersion zu erweitern. Ob WWE 2K18 dabei der erhoffte Neuanfang ist, lässt sich schwer sagen. Fakt ist aber, dass auch der Neuling wieder ein unterhaltsamer Simulations- Ansatz ist, nur erneut mit einigen Fehlern im Ring auftaucht. Was also positiv und negativ ist, klären die nächsten Zeilen.
Zeit für die Wrestling Karriere!
WWE 2K18 ist eine Sport- Simulation, die Wrestling Liebhabern eigentlich alles bietet, was einen Fan dieser Entertainment Art begeistern sollte. Neben einem außerordentlich großen Roster aus NXT Talenten, RAW/SD Stars und etlicher Legenden, sind hier auch alle wichtigen Matches verfügbar, die sich im WWE Business so herumtummeln. Dazu kommen ein aufgebohrter Online Modus und ein detaillierter Editor, der enorm viele Anpassungsmöglichkeiten bereithält.
Im Grunde sollte also jeder Fan frohlocken. Warum dies letztlich aber doch nicht immer der Fall ist, das hat vielmehr technische Ursachen. Aber der Reihe nach. Zuerst sollte mal geklärt werden, wo sich die Entwickler die Kritik der Fans zu Herzen genommen haben. Das beginnt schon direkt beim diesjährigen Kernelement von 2K18, dem überarbeiteten Karriere- Modus. Dieser ist neuerdings nicht nur offline, sondern auch Online verfügbar und lässt euch nicht mehr so ewig lange im Performance Center herumzappeln, wie noch in den Vorjahres- Spielen. Als angehender Profi- Wrestler geht es dieses Mal viel schneller die Karriereleiter hinauf und Jobber Matches werden zur Ausnahme. Das ist positiv und eine deutliche Steigerung zum langweiligen Storymodus von 2K17. Der Anfang ist jedoch auch im neuen Ableger wieder von der Standardformel geprägt.
Als Neuankömmling in der bekanntesten Wrestling Liga der Welt, seid ihr somit wieder genötigt euch vom Performance Center, über NXT bis hin zur großen Bühne zu kämpfen. Auf euren Weg dorthin absolviert ihr, mit eurem eigens kreierten Wrestler, Trainingseinheiten, liefert euch Promo- Battles und wandert durch die Arena, immer auf der Suche nach einem neuen Kontrahenten. Dabei lauft ihr verschiedenen Wrestling Gestalten über den Weg, die ihr als WWE Fans sicherlich schon etliche Male im TV bewundern konntet. Die Gespräche belaufen sich dabei aber meist auf eher irrelevante Dinge und sind leider keinesfalls vertont. Schade, wenn man bedenkt wie EA gerade ihren Fifa Storymodus handhabt und dabei zeigt wie unterhaltsam eine Geschichte in einer Sport Simulation verpackt werden kann. Hier hat 2K noch einiges an Nachholbedarf.
Für den Anfang ist zumindest aber schon die Atmosphäre sehr stimmig und der Weg zum WWE Main Eventer doch mit viel Spaß versehen. In eurer Ausbildung zum Main Eventer, erlernt ihr hierbei auch die Wrestling Grundlagen und erhöht mit erspielten Punkte die wichtigsten Attribute. Das Erlernen neuer Fähigkeiten bringt euch durch Erfolge weiter. Mit ein wenig Glück geht es dann die Karriere- Leiter hinauf, indem ihr gute Promos haltet und wichtige Matches gegen eure Rivalen gewinnt. Welcher Gesinnung ihr anschließend folgt und ob ihr eure Gegner fair behandelt oder gar hinterrücks attackiert, bleibt euch überlassen.
Da der Karriere- Modus in diesem Jahr fließend in den Online Modus übergeht, könnt ihr euren Akteur auch für den Road to Glody Bereich verwenden, um so euren Charakter im Online Wettstreit mit anderen Wrestling Fans aufzuleveln und nebenbei durch Siege für PPV’s zu qualifizieren. Natürlich könnt ihr euch auch neue Outfits und Moves erspielen, die schließlich auch für den Online Wettstreit wichtig sind. Warum diese jedoch nicht stur freigekauft werden können, sondern vorher gezogen werden müssen, ist fraglich.
Das Zufallsprinzip erschließt sich in dieser Hinsicht nicht wirklich. 2K hat es sich nämlich auch in WWE 2k18 nicht nehmen lassen mit Loot- Boxen für die nötige Motivation zu sorgen. Diese beinhalten jeweils Kartenpacks, die auch Fähigkeiten oder Boosts für euer nächstes Match enthalten. Glücklicherweise verzichten die Entwickler hierbei aber auf Mikrotransaktionen, was im aktuellen Gaming Markt schon eine Seltenheit ist und definitiv lobenswert hervorgehoben werden sollte.
Vorjahres Schnitzer in Anmarsch!
Schön ist auch, dass 2K euch wieder die Möglichkeit bietet sich frei im Backstage Bereich zu bewegen und mit anderen Leuten aus der WWE zu interagieren, was das Pro Wrestler Konzept weiter ausbaut. Da all diese Dialoge, aber wie zuvor angesprochen, nicht vertont sind, fehlt es ein wenig an Motivation sich mit den Superstars zu unterhalten.
Schnell klickt man etliche Textboxen weg, um lieber wieder aktiv im Ring zu werden. Dasselbe gilt für die Promos, die an und für sich eine super Ergänzung sind, aber im Vergleich zum Vorjahr nur minimale Verbesserungen erhalten haben. So sind die Promo Zusammenhänge nun besser ersichtlich und das Einhalten einer Grundrichtung (Heel oder Face) wird erleichtert. Das kommt dem Spielfluss sehr entgegen, da die Promos nicht mehr nur ein sinnloses Zusammenreimen von Texten ist, sondern einem Thema folgen.
Meine Kritik an der fehlenden Vertonung vom Vorjahr bleibt allerdings bestehen. Schade, dass 2K hier nicht nachgebessert hat. Gerade im Wrestling Business sind Dialoge ein wichtiger Bestandteil der Show und da wäre es nett, wenn sich vereinzelt mal Wrestler vor dem Mikro einfinden würden oder zumindest der eigene Charakter eine Stimme erhält. Vielleicht im nächsten Jahr. Der Karriere- Modus an sich ist aber dank Online Anbindung, einiger kleiner Verbesserungen und dem Weglassen vieler Jobber Matches eine deutliche Steigerung zum Vorjahr.
Rund erneuerte Mechaniken!
Eine weitere nennenswerte Neuerung im Aufgebot des virtuellen WWE Universums, ist auch die Möglichkeit inzwischen 8 Teilnehmer gleichzeitig agieren zu lassen, wodurch auch Tag Team Matches facettenreicher werden und sich dabei näher an der Realität orientieren.
Hiervon mal abgesehen, bietet euch WWE 2k18 wieder einmal das Altbewährte. Euch erwarten Ladder, Cage, Tables, TLC, Backstage, Submission, No Holds Barred und Hell in a Cell. Dazu gesellen sich auch wieder Elimination Chamber und der beliebte Royal Rumble. Letzteres hat in diesem Jahr auch eine weitere Überarbeitung erfahren. Das Hinausbefördern von Wrestlern basiert nun nicht mehr allein auf den kleinen Mini- Spielen, sondern kann auch bei geschwächten Gegnern mit Moves oder leichten Würfen erfolgen. Wie zu erwarten, kehrt auch der WWE Universe Modus zurück, in dem ihr eure eigenen TV Sendungen aufbaut und die Rivalitäten leitet. Vollgepackt ist auch wieder der Editor, der euch enormen Freiraum bietet, um kreativ zu werden. Also ein gewohnt guter Umfang.
Doch viel wichtiger, ist was uns die Entwickler vom Gameplay her liefern. Grundsätzlich bliebt dieses fast unverändert im Hinblick auf die Grabbling- Moves, Ausdauer und Aktionen im Ring. Die größte Neuerung sind hier vielmehr die Möglichkeit euren Gegner nun auch mit gehaltenen RB Button in die Höhe zu heben und hierdurch in verschiedene Positionen zu bringen. Mit euren Widersacher auf den Schultern bewegt ihr euch schließlich frei durch den Ring und überdenkt eure weiteren Schritte. Zeitgleich kann sich der gegnerische Wrestler aus eurem Griff befreien. Wie in der Realität können groß gewachsene Wrestler nun mit Leichtigkeit die kleineren Herumschubsen.
Hierdurch öffnet sich die altbewährte Gameplay Mechanik und ermöglicht authentischere Match- Verläufe. Ein Braun Strowman oder ein Baron Corbin haben hier leichtes Spiel, um die Leichtgewichte kurzerhand aus dem Ring befördern zu können. Dankenswerterweise wurden auch die Aufgabegriffen nachgebessert. Das alte Mini- Game, indem ihr mit Analogstick den Farbkreis eures Gegners verfolgt, weicht einer Alternative.
Ab sofort könnt ihr die Aufgabegriffe auch durch das Betätigen von eingeblendeten Button- Abfolgen erfolgreich beenden. Wer trotzdem lieber die alte Methode bevorzugt, kann aber auch weiterhin das kleine Suchspiel absolvieren. Beides ist zwar nicht unbedingt ideal gelöst, aber immerhin machen sich die Entwickler Gedanken darüber, wie man Submissions abwechslungsreicher gestalten kann. Es lässt sich also sagen, dass die verbesserten Gameplay Mechaniken sorgen somit für ein rundum gelungeneres Spielvergnügen, als uns 2K noch im Vorjahr liefern konnte. Rein vom Umfang betrachtet, ist WWE 2K18 ebenfalls ein gutes Paket, das euch monatelang bei Laune halten dürfte.
Ein Schritt vor, Zwei zurück!
Nach vielen positiven Klängen, folgen nun leider auch kritische. Schließlich scheint 2K bei der Wahl ihrer Engine nicht das beste Gespür zu haben. Die technische Seite ist in diesem Jahr nämlich leider der negative Punkt der Entwicklung.
Wie in jedem Jahr gilt, dass grafische Verbesserungen sehr viel Zugkraft haben und als Werbemittel funktionieren. Kein Wunder also, dass die Entwickler sich ihr Grundgerüst vorgeknöpft haben und noch einmal an einigen Schrauben gedreht haben. Der optische Seite hat dies auch durchaus gut getan. Leider lässt sich das nicht in jeder technischen Hinsicht sagen.
Zwar sind feineren Animationen ins Spiel integriert wurden und die verbesserte Beleuchtung sorgt für realistischere Wrestler, doch sind dies weitgehend die einzigen Neuerung am Grafikgerüst. Wo die Präsentation mit tollen Kamerafahrten und detailreich ausmodellierten Akteuren überzeugt, ist die Technik ansonsten eine leichte Katastrophe. So gemein es klingen mag, aber für mich als Tester stellte sich nicht die Frage was ich kritisieren sollte, sondern wo ich am besten anfange. Das Herumwerkeln an der alten Grafikengine hat nämlich stark Auswirkungen auf das Spielgefühl.
Nicht genug, dass die Ladezeiten eine elendige Qual sind, hat das Hauptmenü auch eine eher unansehnliche Animation zu bieten, die das Durchschalten träger macht. Es ist zwar lobenswert, dass die Entwickler dem Menü mehr Dynamik verleihen möchte, doch war dies nicht unbedingt der richtige Weg. Aber das sind kleine Lappalien im Vergleich zur restlichen Text. Das fängt schon beim starken Kantenflimmern ein, das eines der gröbsten Mängel der Engine ist. Die Auflösung innerhalb der Match wirkt dabei teilweise wirklich sehr niedrig und Kantenflimmern ist so ständig an der Tagesordnung. Hierdurch ergibt sich ein auffällig unruhiges Bild.
Das wäre aber noch ertragbar, würde die restliche Technik nicht so mit Problemchen zu kämpfen haben. Das Tearing ist hierbei noch das offensichtlichste, was einem jederzeit begegnet. Zusätzlich warten aber auch noch Slowdowns und etliche Bugs auf den Spieler. Die FPS-Rate geht mehrmals in die Knie, wenn der Ring voller Athleten ist oder ihr euch im Karriere- Modus durch die Arena bewegt. Das dürfte eigentlich nicht sein, wenn man als Entwickler die 8-Mann Matches und Backstage Segmente einführt, ohne dabei die technische Seite zu berücksichtigen.
Immerhin haben die Entwickler aber inzwischen die alten Clipping- Fehler in den Griff bekommen, die früher eine herbe Plage waren. In dieser Hinsicht also ein Daumen nach oben, da hier deutlich weniger Macken auftreten. Die Wrestling Moves greifen mit der neuen Engine flüssiger ineinander und verursachen weniger urkomische Situation. Das ist lobenswert, ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Entwickler ansonsten ziemlich unsauber gearbeitet haben.
Warum nämlich bei der Beseitigung der Clipping Fehler so viele neue Technik- Probleme aufgetaucht sind, weiß wohl nur 2K. Schade drum, denn die Präsentation stimmt eigentlich positiv. Das Drum- Herum von WWE 2K18 ist nämlich durchaus sehr detailreich ausgearbeitet. Die Entrance der Athleten, die Sound- Samples und die qualitativ guten Bewegungen der Wrestler heben das Game auf ein höheres Niveau, als noch im Vorjahr. Auch die vorhin erwähnten Kamerafahrten sind perfekt, um das virtuelle Wrestling realitätsnah einzufangen.
All das löst sich jedoch fast in Luft auf, sobald das Match beginnt. Übrig bleiben nur die flüssigen Animationen, die in 2K18 mit neuen Animationsphasen versehen wurden. Die überarbeitete Beleuchtung sorgt dafür, dass die Mehrheit der Wrestler wie Balor, AJ Styles und Enzo Amore ihrem Vorbild noch mehr gleichen und weniger den alten Plastik- Look haben, doch die restliche Technik sinkt derweil weit ab. Die Altlasten, die WWE 2K seit jeher mit sich herumträgt, sind also leider kaum beseitigt wurde. Ein Schritt nach vorne, ein paar wieder zurück, heißt es somit auch in diesem Jahr wieder. Wären nicht die Technik- Mängel, könnte WWE 2K18 ein superbes Video Game sein.
Vielen herzliche Dank an 2K Sports und dessen PR-Agentur Gartner-PR für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von WWE 2k18 für die Xbox One:)
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