Der Spielemarkt hat sich zuletzt besonders auch durch Multiplayerspiele ausgezeichnet, die nur im Koop spielbar waren. Zu der illustren Riege um »It Takes Two« gesellt sich nun auch »We Were Here Forever«, die Fortsetzung eines sympathischen Indie Adventures aus den Niederlanden. Werfen wir also doch mal einen Blick auf die Rätselkunst der Nachbarn…

Als 2009 die ersten Zero Escape- Spiele nach Deutschland kamen, nisteten die rätselfreudigen Adventures noch ein ziemliches Nischendasein im Spielsektor. Doch in den letzten Jahren haben sich Escape Rooms auch im “echten” Leben als neue Freizeitbeschäftigung herausgestellt. Die verschlossenen Räume, die nur mit viel Überlegung und Konzentration überwunden werden können, sind aus Film & Fernsehen und Spielunterhaltung inzwischen nicht mehr wegzudenken. Kinofilme wie »Escape Room«, Brettspiele wie die »Exit« Reihe von Kosmos oder “echte” Real-Life Experiences tragen schon länger dazu bei, dass sich Puzzle Fans in vielen Bereichen virtuell und real austoben dürfen. Die Idee ist im Spielbereich also gar nicht mal so neu, wird aber mittlerweile auch durch zahlreiche Spiele zelebriert.
Der neueste Streich kommt hierbei vom Entwicklerstudio Total Mayhem Games, die das Kernelement von Escape Rooms nutzen, um eine ausgefeilte Koop- Erfahrung abzuliefern, die viel Hirnschmalz und Zusammenhalt erfordert.

Das Spiel »We Were Here Forever« ist allerdings auch schon das vierte im Bunde des niederländischen Spieleentwicklers und will Freunde des gepflegten Rätseln’s den ein oder anderen Nerv kosten. Am grundlegenden Konzept hat sich für die Spielereihe natürlich wenig getan. Im Partnersystem erwacht ihr in zwei verschiedenen Gefängniszellen und versucht über Kommunikation Rätsel zu lösen, um neue Bereiche freizuschalten.
Die Puzzles sind teilweise echt knackig und überzeugen mit durchdachten Zusammenhängen, die sehr stark auf gemeinsames Handeln ausgelegt sind. Wer nicht gut genug mit seinem Partner kommuniziert wird es nicht weit bringen.
Das liegt vor allem auch am ausgezeichneten Rätsel-Design, das tatsächlich nur im Koop funktionieren kann. Die meisten Aufgaben erfordern nämlich ein Umdenken der räumlichen Lage oder zusammenlegen der erlangten Informationen. Der Schlüssel zum Sieg ist es, dass beide Mitspieler die Umgebung erforschen und mit Hilfe der gefundenen Rätselschnipsel ein Großes Ganzes erschaffen.

Ein Beispiel: Ihr steht vor einer Tür, die sich nicht öffnen lässt. Euer Partner kann diese Tür mit einer Schiebekombination öffnen. Leider hat er keine Informationen darüber in welcher Reihenfolge die Symbole bewegt bzw. angeordnet werden müssen. Da wiederum kommt der jeweils andere Partner ins Spiel, der auf seiner Seite die richtige Anordnung der Symbole erkennen kann. Ein Weiterkommen im Level ist also nur dann möglich, wenn beide das Rätsel verstehen und richtig kommunizieren können. All das erfolgt über ein Walkie- Talkie, was für das Szenario eine interessante Idee ist.
Allgemein gefällt das Spiel auch durch seine dichte Atmosphäre, die das Erkunden und Weiterverfolgen der Rätselräume durchaus spannend macht. Die Umgebungen sind interessant gestaltet und lassen dadurch auch ein mulmiges Gefühl erzeugen.
Schon vor ca. 10 Jahren habe ich eines Sommers mal gemeinsam mit meinem Kumpel fast die gesamte Nacht über Portal 2 im Couch-Koop durchgespielt. Ein Videospiel, das für mich bis Heute im Koop-Multiplayer unerreicht ist und spielerisch nahezu perfekt. Ich bin also kein völliger Neuling, was klassische Rätselspiele angeht.

Die ordentlich knackigen Herausforderungen in den düsteren Kerkern von »We Were Here Forever« lassen das alte Portal- Feeling schon fast wieder aufkommen. Auch wenn ich klar die Portal-Gun bevorzuge, versteht sich. In dem Sinne muss ich auch mal betonen wie großartige der Splitscreen Modus im Portal Koop war.
So einen sucht man in »We Were Here Forever« leider völlig vergebens. Das Videospiel ist auf Online Koop ausgelegt. Ihr seid also zwingend auf zwei Systeme und zwei Versionen des Spiels angewiesen. Das ist schade, da Koop Rätsel oft auch gemeinsam auf dem Sofa ein spaßiges Unterfangen sind. Aber natürlich ist es logisch, dass in diesem Spiel darauf verzichtet wird, denn das Spiel setzt den Fokus eben stark auf Kommunikation. Würde man sich offline verständigen, könnte man auch genauso gut auf den Bildschirm des Partners schauen.
Dieser Kontrast des asymetrischen Adventures erinnert also vielmehr an Spiele wie »A Way Out«, wo zwei Spieler unterschiedliche Szenen erreichen müssen. Wenn ihr euch dann gegenseitig durch die Räume dirigiert, erwartet euch aber sicherlich auch manches mal ein bisschen Frust, wenn die Rätsellage etwas unübersichtlicher ist. Aber auch dort weiß das Spiel leicht gegenzulenken.

Denn ihr dürft wahlweise auch mal kurze Hinweise aktivieren, die euch näher an des Rätselslösung bringen. Die Aufgaben selbst sind aber ohnehin durchdacht und überzeugen mit cleveren Zusammenhängen. Doch könnte es trotzdem mal zu längeren Denkpausen kommen. Leicht sind die Kopfzerberecher sicherlich nicht.
Dagegen ist das Spiel technisch auch natürlich kein Überflieger. Die Szenarien sind einfach aufgebaut, die Level-Details halten sich in Grenzen und allzu viele Einstellungsmöglichkeiten liefert der PC hier auch nicht.
Die Grafik ist völlig solide, wird aber niemanden hinter dem Sofa hervorlocken. Der Anspruch sollte hier eher gering sein. Zumal das Spiel selbst mit einer RTX 3080 nicht gänzlich ohne kleine FPS-Einbrüche auskommt.

Zwar hält sich das Spiel auch bei High Settings noch im hohen FPS- Bereich, doch sind Schwankungen je nach Areal und Szenenwechsel durchaus spürbar. Was überdies auch noch ein Problem ist, sind die öffentlichen Server. Die scheinen nämlich völlig leer zu sein.
Mir ist es kein einziges Mal gelungen ein freies Spiel mit einem fremden Mitspieler aufzusetzen. Aber selbst wenn mal ein Spieler online sein sollte, schätze ich mal ist das Spielkonzept ohnehin viel zu umständlich für ein Zusammenspiel zwischen zwei Fremden.
Das Spiel erfordert schließlich eine konstante Verbindung, gute Serverqualität, ein ordentliches Mikrofon und vor allem gute Kommunikation. Ist das für zwei sich Unbekannte machbar? Vielleicht. Aber wohl eher Nein. Wer also keinen spiel- und rätselfreudigen Mitstreiter hat, der kann das Spiel getrost liegen lassen. Alle anderen können sich nach »It Takes Two« mal wieder gemeinsam in ein komplexes Abenteuer werfen.
FAZIT:
Das Videospiel »We Were Here Forever« ist ein einfallsreiches und cleveres Koop-Adventure mit dem sich Fans von Rätselspielen sicherlich ein paar gute Stunden um die Ohren hauen können. Schon die Danganronpa und die Zero Escape Spielreihen aus Japan zogen sich mit ihren ausgefeilten Rätseln durchs düstere Adventure Genre und überzeugten mit originellen Rätselpassagen. Wer etwas ähnliches auch mal als gemeinsame Rätsel Erfahrung erleben möchte, kann für den günstigen Preis definitiv mal zugreifen!
Bildmaterial: ©2021 Total Mayhem Games All rights reserved
Vielen herzlichen Dank an Gaertner PR für die freundliche Bereitstellung des Steam Codes von
We Were Here Forever für den Windows PC:)