Lizenz Versoftungen hängt gerne mal der Makel an kostengünstig auf der Welle des Erfolgs zu wandern. Für Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutanten in Manhattan hat Activision jedoch einen renommierten Entwickler beauftragt. Namentlich Platinum Games, die selber für Metal Gear Rising, Anarchy Reigns und das großartige Bayonetta verantwortlich waren. Bereits im vergangenen Jahr durfte sich Platinum Games einer wichtigen Marke von Activision annehmen, den Transformers. Ob Turtles Mutanten in Manhattan an die Qualität heranreicht, will ich euch nun mitteilen.
Schildkröten vs Mutanten
Wenn ich an meine frühen Kindheits- Tage denke, fallen mir genau drei Kinderserien ein, die ich hiermit stark verbinde. Power Rangers, Disney Gargoyles und Ninja Turtles. Letztere erhalten nun nach Jahren der digitalen Low Budget Wege ein neues vollwertiges Video Game spendiert.
Als Anhänger des 90er Jahre Cartoons mit Frank Zanders genialen Theme Song, bin ich froh, dass Platinum Games auf einen Cartoon Optik setzt und nicht dem Michael Bay Turtles folgt, die gerade wieder im Kino auftauchen. Die Handlung könnte dagegen aber genauso gut dem Michael Bay Vorbild entsprungen sein. Unser Super- Antagonisten Duo Shredder und Krang wollen wieder einmal die Welt übernehmen und haben dafür ihre Mutanten in Form von Bebop und Rocksteady, die den Turtles das Heldenleben nicht unbedingt vergnüglicher machen.
Der Comic basierte Plot mit April O’ Neal, die permanent Anweisungen verteilt und den vier Turtles, die jeweils ihre eigene Persönlichkeit vorweisen und Manhattan vor den Untaten des bösen Duos befreien wollen, ist eigentlich bekanntes Gebiet.
Die Rückkehr der 90’s
In den 90s gab es viele Turtles Games, die teilweise sehr hohe Qualität besaßen und als 2D Brawler hervorragend funktionierten. In gewisser Weise baut das neue Turtles Game auf diesem Grundgerüst auf, versetzt es aber in heutige 3D Areale und erweitert so die Bewegungsfreiheit.
Zu Beginn der jeweiligen Missionen könnt ihr euren Lieblings- Turtles zum Hauptkämpfer ernennen, während euch die drei übrigen Turtles hinterher als KI Kollegen begleiten. Ob ihr dabei Michelangelo, Raphael, Donatello doer Leonardo als euren Fighter wählt, ändert am eigentlichen Team nicht viel, da ihr jederzeit einen fließenden Wechsel im Game vornehmen könnt. Allerdings hat jeder Turtle seine eigenen Fähigkeiten, die ihr per Druck auf L2 Button in Kombi mit den Analogsticks auslösen könnt.
Mit diesem Hintergrund bewegt ihr euch dann, mit den vier frei wählbaren Turtles, durch 3D Levels und verkloppt quasi alles, was euch in die Quere kommt. Dabei sind die Foot Clan eure ständigen Feinde und haben auch gerne mal Explosive Argumente im Angebot.
Platinum Games Fingerabdrücke
Das Kampfsystem orientiert sich, wie nicht anders zu erwarten, an den gewohnt simplen Platinum Games Vorgaben. Leichte Angriffe und harte Angriff- Varianten geben sich die Hand. Mit einfachen Button Kombinationen prügelt ihr eure Kontrahenten so aus dem Ring und könnt gewinnbringende Special Moves ausführen. Jeder Turtles kann dabei auf vier Versionen dieser Moves zurückgreifen, die nach Einsatz per Abkling- Balken wieder langsam aufladen. Mit den variantenreichen Fähigkeiten der Turtles im Hinblick auf Agilität, Heilung und Kampfhärte, kommt somit ein wenig Abwechslung in das Gameplay. Auch einen Konter und eine Ausweichrolle könnt ihr ausführen.
Allerdings sei hierbei angemerkt, dass man in den, vor Hektik strotzenden Auseinandersetzungen, kaum auf den Gedanken kommt, dass diese Möglichkeit existiert. Gerade auch deshalb, weil diese ungünstig auf den Buttons verteilt sind. Anders, als in Hack’n Slay Games wie God of War, rollt ihr euch nicht mit den Analogsticks zur Seite, sondern haltet hierfür den R2 Button gedrückt, was leider nicht intuitiv wirkt. Durch die Hektik und die vielen Gegner, die teilweise auch bei Berührung explodieren, fehlt hier gerne mal die Übersicht, um die Ausweich- Konteraktion zu verwenden.
Hat man sich aber daran gewöhnt, kann das Turtles Gameplay doch einiges an Fun bereiten. Fühlt es sich doch an wie früher, als man in Turtles of Time gedankenversunken durch die Gegend prügeln konnte. Zum Kampfsystem gesellen sich dabei auch noch Funktionen wie das Grinden auf dem Geländer und das Entlang klettern an Gebäuden. Auch Gleiten könnt ihr für wenige Sekunden, indem ihr den Sprung- Button länger gedrückt haltet. Im Prinzip also sehr Arcade- lastiges Vergnügen.
Motivieren soll euch in TMNT der Highscore zum Ende der jeweiligen Areale, denn für jeden Fight erhaltet ihr eine Bewertung, die sich aus Kombos und Länge der Auseinandersetzung errechnet.
SNES Feeling in Aussicht
Seid ihr mal nicht in Kämpfe verwickelt, lauft ihr durch die Areale, verwendet euren Scanner und sammelt dabei Bonus Items ein, die wiederum im Kampf eingesetzt werden können. Unter anderem auch eine Pizza, die natürlich – wer hätte es gedacht – für das Aufladen der Energie verantwortlich ist.
In Glanzmomentan fühle ich mich so an die alten Super Nintendo und Game Boy Klassiker erinnert und erlebe mit den Turtles erneut meine Kindheit. Soweit fühlt sich Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutanten in Manhattan also sehr Retro an und kann hervorragendes Arcade Feeling vermitteln.
Diese Eindrücke wandeln sich aber immer leider genau dann, wenn die Level Architektur mir unnötige Laufwege vorhält, weil ich wieder mal keinen Plan habe in welche Richtung ich nun laufen soll. Die Markierungen verwirren, was durch das Gleichförmige Level Design nur noch mehr Probleme verursacht. Dieses lustige Arcade Feeling, was so herrlich positiv wirkt, wird durch Open World Anleihen und seine damit verbundenen Such-Aktionen unterbrochen. Schade.
Alles in allem aber ein guter 3D Brawler mit 90er Jahre Arcade Feeling. Den Gesamteindruck stören nur die unnötigen Fehler in der Level- Architektur und das Abgrasen der Levels.
Schöner 90’s Cartoon trifft Folter Sound
Bei der Optik hat sich Entwickler Platinum Games für einen Classic Cartoon Look entschieden, der das Turtles Feeling super einfängt und von der Optik her auch sauber wirkt.
Natürlich sind auch hier nicht alle Texturen einwandfrei und die Levels wirken teilweise auch etwas leer, aber der Cartoon Look verdeckt das hervorragend. Im Hinblick auf die Grafik habe ich eigentlich keine herben Kritikpunkte zu vermelden, da mir das Design der Turtles und der Gegner außerordentlich gut gefällt und es näher an der Optik des 90s Cartoons ist, den ich so geliebt habt, als viele Titel der vergangenen Jahre. Daher lobende Worte Richtung Platinum Games, die meine Kindheit, mit Hilfe des Turtle Designs, nostalgisch wieder aufleben lassen.
Allerdings möchte ich mal den Soundtrack negativ hervorheben. Die Melodien sind teilweise ein Graus und gehen bereits nach wenigen Minuten auf die Nerven. Die Musik könnte als Folterinstrument durchgehen, wäre sie nicht in einem Video Game einprogrammiert. Leider sehr mittelmäßiger Sound.
Dafür kann Turtles aber mit seiner voll vertonten Synchronisation punkten. Es ist immer erfreulich, wenn ein Lizenz Game, das sich auch an Fans der Serien Vorlage orientiert und kindgerecht aufgearbeitet wirkt, eine Deutsche Lokalisation erhält. Die Charaktere sind auch an sich recht gut besetzt. Daher mal ein Lob an Activision. Viele Konkurrenten meiden die Vertonung für Lizenz Produkte. Hier wurde das nötige Geld in die Hand genommen, um den Fans etwas zu bieten.
Fazit
Als Turtles Fan der 90er habe ich in meinem Leben so einige Turtles Games ausprobiert und kann euch daher sagen, dass Turtles in Manhattan eines der besseren ist, wenn auch nicht fehlerfrei.
Der Kern des Games – Das Arcadige Gekloppe bringt genügend Fun mit sich, um euch auf die Turtles einzulassen. Es fühlt sich vielmehr wie ein Retro Game an, quasi wie eine 3D Neuauflage unserer Super Nintendo Lieblinge. Ein Stück Retro, dass wir Oldschool Fans doch so sehr im Video Game Bereich vermissen. Leider sorgt die 3D Umgebung ab und an gerne für Verwirrung und Hektik, untermauert nicht sehr stimmigen Sounds, zieht es das ansonsten so positive Bild doch etwas herab.
Letztendlich kann man Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutanten in Manhattan daher nicht für jeden Gaming Fan vollends empfehlen, aber auch nicht vom Kauf abraten. Im Grunde genommen bekommt ihr ein Turtles Game mit passenden Stil, sauber designten Charakteren und einem Arcade Gameplay, wie wir es aus den 90s kennen und lieben gelernt habe. Wer also mit den Turtles aufgewachsen ist, kann zugreifen und wird unterhalten. Ich jedenfalls hatte, trotz der Makel, meinen Spaß mit den vier Super Schildkröten. Für beinharte Turtles Fans spreche ich daher auch eine Kaufempfehlung aus, da man mit dem nostalgischen Fan- Auge leichter über kleine Probleme hinwegsehen kann. Also keine Lizenz Gurke, sondern eine Lizenz Pizza. Schmackhaft, aber einseitig… COWABUNGA, ihr maskierten Grünlinge!
Vielen herzlichen Dank an Activision für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutanten in Manhattan für die Playstation 4:)
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