Irgendwann setzt man sich zur Ruhe. Das gilt auch für Ninjas! Doch bevor es soweit ist, soll mit der Boruto- Erweiterung im Gepäck auch Ultimate Ninja Storm 4 noch mal ordentlich Naruto Konsolen- Action abliefern. Welche Einschränkungen auf Switch- Spieler warten und wie gut die Portierung letztlich ausfällt, verrate ich euch im Test…
Die Geschichte zweier Rivalen!
Die Zeiten des Krieges im Dorf Konohagakure sind längst vorbei und unser junger Held Naruto hat erfolgreich den Rang des Hockage erobert. Autor Masashi Kishimoto hat seinen Ninjaschüler somit die verdiente Ruhe geschenkt und sowohl Manga, als auch Anime Serie für beendet erklärt. Trotzdem müssen Fans nicht auf Nachschub aus dem kultigen Universum verzichten. Denn in Naruto’s Sohn lebt die gewaltige Ninja- Saga weiter.
Nachdem schon die Naruto Trilogy ihren Weg auf die Nintendo Switch fand, soll nun also Boruto sein Kämpferherz beweisen und Spieler von sich überzeugen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob er in die Fußstapfen seines Vaters treten kann. Das Entwicklerstudio CyberConnect2 ist zuletzt scheinbar ziemlich fleißig gewesen. Nach dem spaßigen Dragon Ball Z: Kakarot folgt mit Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm 4: Road to Boruto nämlich schon das zweite Anime- Spiel in diesem Jahr. Zwar handelt es sich hierbei nicht um eine komplette Neuentwicklung, sehr wohl aber um eine sehr gut programmierte Portierung eines ohnehin fantastischen Anime Prüglers.
Ursprünglich schon im Jahre 2016 für die PS4, Xbox One und Steam veröffentlicht, erscheint das Spiel mitsamt seiner Boruto Erweiterung auf der Switch und schickt sich an die alte Qualität zu halten. Das scheint auf dem ersten Blick auch schon ziemlich gut zu funktionieren. Wie schon seine Vorgänger erscheint der vierte Teil mit einer Hülle und Fülle an Spielmodi, die euch eine längere Zeit beschäftigen dürften. Dazu gehört auch die Zweiteilung des Storymodus, der euch entweder die letzte Storyline der Naruto Shippuden Saga erleben lässt oder euch in die Rolle des jungen Boruto versetzt.
Je nach Wahl des Spielmodus (Storymodus = Naruto Shippuden / Boruto’s Geschichte = Boruto) lassen sich so auch spielerische Unterschiede finden. Sofern ihr euch für die Shippuden- Saga entscheidet, gelangt ihr nicht wie früher in eine offene Spielwelt, sondern folgt einem auf Kapiteln basierten Storymodus, der in Episoden erzählt wird. Unser Held Naruto muss sich hier mit Madara Uchiha herumschlagen, der zurückkehrt ist, um die Ninja zu bekämpfen. Interessant ist hierbei sicherlich die Aufteilung in zwei Storystränge, die sich jeweils um Naruto’s und Sasuke’s Weg zum abschließenden Kampf drehen.
Während Naruto’s Dorf einer stetigen Gefahr ausgesetzt scheint, erweckt Sasuke zeitgleich die alten Hockage zum Leben und sucht nach der Wahrheit über die Geschehnisse um seinen Bruder Itachi. Inwiefern sich die Weg kreuzen, wird dann im Laufe der Geschichte erzählt. Die beiden Handlungsstränge spielen somit parallel die Ereignisse des letzten Shippuden Arcs und laufen irgendwann ineinander. Das ist cool und schön kurzgefasst, um Fans nicht allzu sehr zu überstrapazieren. Immerhin sind diese mit der Vorlage bestens vertraut. Für Neulinge dürfte die Erzählung aber so seine Tücken haben.
Auf wesentliche Hintergründe und Erklärungen werdet ihr im Spiel nicht stoßen. Viele geschichtliche Details werden vorausgesetzt, um dem Erzählung folgen zu können. Da das Spiel in mehrere Kapitel eingeteilt ist, zeigt sich auch schon die stärkste Abweichung zur Naruto Trilogy und vor allem dem Boruto- Add-On. Statt sich durch eine Open World zu prügeln und Missionen zu absolvieren, ist die Geschichte sehr klassisch wie in vielen anderen Beat’em Up präsentiert.
Vor Eintritt in ein Kapitel, seht ihr auch stets die Spiellänge der jeweiligen Episode, wodurch ihr sehr gut eure Zeit einteilen könnt. Hier zeigt sich auch schon der erste (kleine-) Vorteil der Handheld- Portierung. Denn im mobilen Betrieb sind solche schnellen Kampfszenen bestens für eine kurze Runde geeignet. Durch den Wegfall des Abenteuer Parts erhaltet ihr einen weitaus angenehmeren Flow, was die Kampf/Story Balance angeht. Spielerisch mag das im Vergleich vielleicht ein Rückschritt sein, doch ich persönlich fand die Neuausrichtung sehr gelungen. Denn letztlich fand ich die temporeichen Kämpfe ohnehin meist spaßiger, als das Herumlaufen in der Spielewelt.
Naruto vs Boruto vs Sasuke!
Wem die Linearität des Abenteuer Modus missfällt, der wird sich über die Boruto Erweiterung freuen, die sich zwar ebenso am Manga Material orientiert, aber auch die offeneren Areale der alten Naruto Spiele aufgreift. Ihr dürft euch also wie gewohnt frei in der Gegend bewegen und kleine Nebenaufträge annehmen. Die meisten sind zwar einfache Sammel- und Lieferaufträge, die auch oft mit der Faust geregelt werden, doch für Fans des Serie sicherlich trotzdem ganz nett. Schließlich trefft ihr im Dorf auch bekannte Gesichter.
Eine lustige Ergänzung dürfte die eingestreute Frage Runde sein, die euch zeitweise im Spielmodus erwartet. Je nach Situation taucht ein spitzfindiger Alleswisser auf und fragt nach Details aus dem Naruto Universum, die teilweise wohl wirklich nur von Fans beantwortet werden können. Die Geschichte selbst folgt natürlich der Ausgangslage von Shippuden und zeigt uns Naruto als derzeit regierenden Hockage, der leider wenig Zeit für sich und seinen Sohn hat. Das führt zu Konflikten zwischen den beiden, bis eines Tages wieder Sasuke vor der Haustür steht.
Vom “coolen” Auftreten des kalten Sasuke begeistert, will sich Boruto seinem Training unterziehen, um so auch mehr Aufmerksamkeit von seinem Vater zu erhalten. Bevor wir nun in Spoiler- Territorien abdriften, sei gesagt, dass die Boruto Saga sicherlich eine nette Ergänzung des Ninja Universum ist, aber einfach nicht die Dramatik erzeugen kann, die noch die Original Naruto Saga erschaffen konnte. Der kleine Selbstfindungs- Trip von Boruto hat eben nicht die geballte Epik, die noch Naruto’s langer, steiniger Weg zum Hockage bot. Das zeigt sich auch beim spielerischen Umfeld.
Während ihr im “normalen” Storymodus (Abenteuer) einen gewaltigen Kampf an den nächsten gereiht bekommt und diese bildgewaltig inszeniert werden, wird das Boruto Abenteuer – bedingt durch die Non-Linearität – weitaus träger erzählt. Aber dafür dürfen Fans immerhin die Ninja Welt besuchen und das virtuelle Dorf Konoha erkunden. Für echte Fans sicherlich eine spaßige Reise. Auch wenn wir nach der Naruto Trilogy sicherlich genügend Ausflüge ins Dorf gemacht haben. Welchen Modus ihr letztlich bevorzugt, dürfte also eine Frage der reinen Präferenz sein. Ich für meinen Teil finde beide Modi durchaus ansprechend und sage sie ergänzen sich in diesem Fall hervorragend.
Als Naruto Fan dürfte man aber auch abseits der beiden Story Modi zufriedengestellt werden. Schließlich finden sich noch weitere Spielmodi ein, die über einen längeren Zeitraum fesseln können. So könnt ihr euch nach dem Abschluss der Shippuden oder Boruto Geschichte noch in den Abenteuer Modus werfen. Hier wählt ihr wiederum verschiedene Charaktere des Franchises und absolviert mit ihnen auch kleine Aufträge. Spielerisch ähnelt dieser Modus dem Abenteuer, wie ihr es noch aus UNS2 kennen solltet. Es lässt sich also sagen, dass im vierten Teil der Reihe die verschiedenen Konzepte der einzelnen Spiele aufgegriffen und verbunden werden.
Der klassische Shippuden Storymodus orientiert sich mehr an Naruto Generations, der Abenteuer Modus ist spielerisch dem Storymodus aus Ultimate Ninja Storm 2 ähnlich und die Boruto Erweiterung zeigt sich in der alten Form des ersten und dritten Ultimate Ninja Storm Teils. Ein interessanter Ansatz, um allen Fans die unterschiedlichen Ideen zu präsentieren und ein wirklich üppiges Angebot zu schaffen. Zumal ihr ja abseits der drei Story Szenarien auch noch in klassische Duelle verwickelt werden könnt. So habt ihr die Wahl aus einem Freien-Modus, der euch gegen die KI- Kämpfer schickt und einem Versus Modus, den ihr auch zu zweit vor einem Bildschirm bestreiten dürft.
Dabei habt ihr eine schier unfassbare Anzahl an Charakteren von Naruto (Original), über Shippuden bis hin zum aktuellen Boruto Szenario. Wenn ihr also mal den Sohnemann gegen den Vater ins Gefecht schicken wollt oder Sasuke mal ordentlich Madara eins über die Rübe ziehen soll, dann ist das vollkommen frei einstellbar. Die Vielfalt, die euch hier geboten wird, ist schier unglaublich. Wer Fan des Anime ist, der wird sich Stunden mit dem Spiel beschäftigen können. In dieser Hinsicht ist die Ultimate Ninja Storm- Reihe einfach unerreicht, was Anime Umsetzungen betrifft. Natürlich befindet sich auch ein Online Multiplayer an Bord, in dem ihr euch mit anderen Fans bekriegen könnt. Zusätzlich könnt ihr aus dem Hauptmenü heraus noch auf die “Sammlung” zugreifen, wo ihr mit erlangten Geldern verschiedene Items wie Sammelkarten etc. freischalten könnt. Hier gilt nicht Masse, statt Klasse, sondern vielmehr Masse + Klasse. Ein wirklich beachtliches Umfang-Monster!
Ninja-Action für Unterwegs!
Das Gameplay gleich derweil der Naruto Trilogy. Mit dem eingängigen und leicht erlernbaren Kampfsystem bekommt ihr also Duelle mit enorm hoher Dynamik, die unerreicht gut inszeniert werden. Die Entwickler bleiben hier ihrer Linie treu und bauen auf ein vergleichsweise unkompliziertes Erlebnis, bei dem ihr mit Blocken, Ausweichen und Jutsu- Angriffen die Gegner malträtiert.
Mit der neuen “Erwachen-” Funktion ausgestattet, könnt ihr euren Helden kurz vor der Niederlage noch mal einen Push verpassen und ihm ordentlich Angriffskraft verleihen. Da inzwischen wohl jeder Fan mit der Mechanik vertraut sein sollte, werde ich hier nicht noch mal ausführlich ins Detail gehen. Wer sich hiervon ein Bild machen möchte, dem lege ich meinen Testartikel zur Naruto Trilogy an Herz. Dort könnt ihr die spielerischen Qualitäten nachlesen. Denn in diesem Punkt hat sich wirklich wenig getan. Die beiden Releases ähneln sich sehr stark, was aber auch nicht wirklich problematisch ist.
Schließlich war das Gameplay schon stets der positive Aspekt dieser Spiele. Die Kämpfe sind einfach unglaublich spaßig umgesetzt und belohnen jeden Fan mit spektakulären Spezialmanövern, die bombastisch in Szene gesetzt wurden, womit wir auch schon bei der Technik wären. Was die Serie schon immer ausgezeichnet hat, war sein fantastisches Design, das ziemlich gut vom Anime ins Videospiel transportiert wurde. Die alte Cel-Shading Grafik sieht auch auf der Nintendo Switch sehr schick aus und bringt den Anime regelrecht ins 3D-Zeitalter. Das gilt auch für die Arenen, die ihren Manga Vorbildern sehr gut nachempfunden sind. Es wirkt zwar manchmal schlicht umgesetzt, was die Detaildichte angeht, doch den Flair des Naruto- Designs fangen die Entwickler trotzdem sehr gut ein.
Soweit ich beurteilen kann, scheint es den CyberConnect2 sehr gut gelungen zu sein mit der limitierten Hardware der Switch umzugehen und die PS4/One Versionen ohne große Abstriche zu portieren. Die Bildgewaltigen und Effektreichen Angriffe wirken dabei außerordentlich beeindruckend und laufen weitgehend ohne Ruckel-Orgien. Auch die Animationen wissen meist zu überzeugen, wodurch sich ein stimmiges Bild ergibt. Die altgediente Anime-Optik bringt eben auch Heute noch eine ansehnliche Qualität auf die Switch und wirkt visuell mit ihren detaillierten Polygon-Figuren aufwendig inszeniert.
Was etwas kritisch ausfällt, ist die niedrigere Auflösung des Spiels, die wiederum für ein unruhigeres Bild sorgt. Auch dadurch wirken Kanten natürlich weitaus unsauberer im Vergleich zu PS4/One. Ebenso treten vereinzelt auch weiter die Pop-Ins auf, sobald man die Umgebung betritt. Da aber die Mehrzahl dieser Probleme auch auf die anderen Konsolen zutreffen, hat man keine wirklich gravierenden Nachteile als Nintendo Spieler. Die geringere Auflösung fällt ohnehin nur im Dock-Mode auf. Sobald man im Handheld Modus spielt, ergibt sich durch den kleineren Display ein gänzlich anderes Bild. Ein wenig sollte das Entwicklerstudio aber noch am Netzcode arbeiten, um die Spiele auch Online komplett ohne Lag bereitzustellen. Zweifelslos sind die Original Releases der anderen Konsolen besser optimiert, doch ist der Unterschied tatsächlich sehr marginal.
Da Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm 4 nämlich eine enorm hohe Partikeldichte besitzt und ziemlich effektreich mit vielen Explosionen inszeniert ist, hätte ich ehrlich eine weniger flüssige Umsetzung erwartet. Also in dem Sinne Hut ab vor CyberConnect2, die hier eine mehr als ordentliche Portierung auf die Switch gebracht haben. Besonders lobenswert ist es, dass die Spiele auch im mobilen Betrieb ein sehr gutes Bild abgeben und euch ein fulminantes Ninja- Feuerwerk aufs Display zaubern. Was ihr mit der Switch- Umsetzung erhaltet, ist ein wirklich beachtliches Stück Software, das euch tolles Anime Entertainment bietet und gegen die “großen” Konsolen nur leicht den Kürzeren zieht. Solltet ihr also mit der Trilogy zufrieden gewesen sein, dann solltet ihr euch das Finale nicht entgehen lassen.
Vielen herzliche Dank an Bandai Namco Entertainemnt für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von UNS4 für die Nintendo Switch:)
Bildmaterial: ©2010 – 2020 BANDAI NAMCO Entertainment Europe S.A.S / @Masashi Kishimoto