Das Aufgebot an Anime- Lizenzen wächst gefühlt täglich an. Der neueste Streich von Bandai Namco Entertainment lässt darum die Jungspunde der Helden Akademie von My Hero Academia in den Ring. Schließlich wollen Izuku & Co. den Schurken auch mal virtuell ordentlich einheizen. Ob Fans dabei ein Schlag ins Gesicht oder ein freudiger Klaps erwartet, verrate ich euch im Test…
Zutritt zur Helden Akademie!
Es wird Zeit sich wieder ordentlich die Rübe einzuschlagen und den Schurken die Leviten zu lesen! Denn mit My Hero One’s Justice 2 kehren Izuku & Co. zurück auf die Bildfläche der Playstation, Xbox, Switch und Steam- Nutzer. Basierend auf den erfolgreichen My Hero Academia Manga/Anime Franchise soll das Spiel den neuesten Story-Arc behandeln und Fans mit zahlreichen neuen Charakteren erfreuen. Dabei fällt schon anfangs auf, dass Bandai Namco Entertainment wohl scheinbar Geschmack an 3D Prüglern gefunden hat.
Schließlich erwartet uns nach Dragon Ball Z: Kakarot & One Punch Man: A Hero Nobody Knows schon die inzwischen dritte Shonen- Adaption. Auf dem Manga/Anime Markt ließen sich in den Jahren viele Shonen- Serien finden, die eine ganze Generation prägen konnten. Weit über die 90s und Early 2000s hinaus, sorgten Dragon Ball Z, One Piece, Naruto und Bleach für einen regelrechten Boom der Anime- Branch. Mit zahlreichen Merchandise, Videospielen und Filmen trugen sie eine Ära des Anime. Inzwischen hat sich der Hype (One Piece) schon fast gelegt und viele Serien wie Naruto und Bleach konnten sogar ihren geschichtlichen Abschluss gefunden.
Es wurde also Zeit für frische Marken, die das Rampenlicht für sich beanspruchen. My Hero Academia ist eben jene Serie, die vielleicht die nächsten Jahre den Markt zu neuem Erfolg verhelfen kann. Lange Rede, kurzer Sinn: Publisher Bandai Namco Entertainment setzt wahrscheinlich auf das richtige Pferd. Bleibt nur die Frage, ob die Adaption auch ein Freudenfest für Fans ist oder doch nur eine weitere Lizenzgurke. My Hero’s One Justice 2 zeigt sich wie Naruto Ultimate Ninja Storm als reinrassiges Figthing Game, das sich bewusst auf eine breitgefächerte Singleplayer- Erfahrung besinnt.
Während die Mehrzahl der Beat’em Ups versucht eSport taugliche Game-On-Service Titel zu werden, die fast gänzlich ohne Arcade Mode etc. auskommen, zeigt Byking wie man eine gute Storykampagne einbindet. Hier dürft ihr euch ganz der Anime- Vorlage den Kampfszenen widmen und die Story-Arcs der letzten zwei Seasons spielerisch nacherleben. Aufgeteilt ist die Storyline in verschiedene Kapitel, die jeweils durch Cutscenes erzählt und als Standbilder animiert werden, die dabei sehr einem virtuellen Manga ähneln. In Comic- Strips wird so die Handlung im japanischen Original mit Deutschen Texten vorgetragen, wobei Fans sicherlich auf ihre Kosten kommen werden.
Wer jedoch wenig bis gar nichts mit dem Manga am Hut hat, dürfte vielleicht etwas verwirrt sein. Denn die eingestreuten Szenen sind ziemlich strikt aneinandergereiht und greifen nur die wesentlichen Elemente der Geschichte auf. Als zweiter Spielmodus ist für Einzelspieler ein Missionsmodus am Bord, bei dem ihr auf einer Art Spielbrett mit euren Figuren voranschreitet und eure Level aufwertet. Auf jedem Brett warten verschiedene Herausforderer auf euch, die den Gebieten pro Runde Punkte entziehen.
Ihr solltet also schleunigst reagieren und die Schurken vertreiben. Dies geschieht wiederum in einem normalen Kampfbildschirm, nachdem ihr auf der Position des Gegners gelandet seid. Besonders Pikant, ihr nehmt eure Lebenspunkte aus dem vorherigen Duell ins Nächste mit, was ordentlich den Schwierigkeitsgrad anhebt. Hier kann man sich durchaus mal festbeißen, weil man ständig vom hoch gelevelten Gegenüber besiegt wird und dadurch keine Zusatzboni erhält. Habt ihr jedoch eine Mission erfolgreich abgeschlossen winken Erfahrungspunkte und Items, die ihr anwenden könnt.
Ihr taktiert euch also in gewissem Maße durch die KI- Mitstreiter und sammelt nebenbei Freischaltbare Boni, die euch wiederum im Kampf helfen. Wichtig ist hierfür auch die richtige Mischung aus Helden, die ihr im Laufe der Missionen rekrutieren könnt. So stellt ihr euch langsam euer Lieblings-Team zusammen, solltet aber auch darauf achten welche Partner-Boni für welche Charakter Paarungen vergeben werden. Zumeist ist es hierbei aber Izuku, der die meisten Werte erhöht und zumindest Erstwahl sein sollte. Das Missionsdesign ist zwar ziemlich einfach gestrickt, ist aber ein durchaus nettes System, in das man als Fan sicherlich viel Zeit investieren kann.
Ist euch das noch nicht genug an Solo- Kämpfen, dürft ihr auch zum Arcade Modus greifen, wo ihr gegen die KI antretet und verschiedene Wege wählen dürft, die ihr anschließend beschreitet und mehrere Feinde aus dem Weg räumt. Ebenso finden sich aber auch Multiplayer Modi ein, die das Spiel ergänzen. So lässt sich natürlich ein Versus Modus starten, in dem ihr entweder gegen die KI oder lokal gegen eure Freunde antreten dürft. Dazu gesellt sich auch noch ein Online Multiplayer Modus, wie er so ziemlich in jedem Videospiel zu finden ist. Mit jeder Aktivität erhaltet ihr dabei auch neue Items, die ihr im Charakter- Editor anwenden könnt. Hier lassen sich die Helden mit freischaltbaren Sachen visuell umgestalten. Für ein einen längeren Spielspaß ist mit My Hero Academia also sicherlich bestens gesorgt.
Ninja, Naruto lässt grüßen!
Aber all die Modi sind natürlich nebensächlich, wenn das Kernstück, das Gameplay nicht funktionieren will. In One Punch Man: A Hero Nobody Knows hatten wir zuletzt ja ein gutes Beispiel für eher mittelmäßige Spielbarkeit. Das gilt glücklicherweise nicht für My Hero’s One Justice 2. Die Entwickler haben, wie schon beim Erstling, ein sehr unterhaltsames Kampfsystem integriert, das stark an die die Ultimate Ninja Storm Reihe erinnert und qualitativ auch sehr nah ans Vorbild heranreicht.
Sobald ihr euch ins virtuelle Schlachtengetümmel stürzt, werdet ihr mit einem sehr gelungenen Tutorial begrüßt, das euch alle Feinheiten des Systems genau erläutert. Wie schon in den meisten Anime-Brawlern präsentiert sich das Spiel als simples Fighting Game, in der ihr in einer 3D Arena das Combat- lastige Kampfsystem ausnutzt, um den Schurken ordentlich die Rühe einzudeppern. Die Einführung in die verborgenen Talente, oder “Macken” wie sie in My Hero Academia genannt werden, gelingt sehr leicht und erfordert wenig Vorbereitung. Schon recht bald werdet ihr die zahlreichen Supermanöver auf dem Bildschirm entfesseln und euch in Solo- oder Teamduelle beweisen.
Mit Konter-Angriffen, Defensivaktionen, leichten & schweren Attacken, sowie unblockbaren Angriffen und dem ultimativen Plus-Ultra Fähigkeiten hangelt man sich durch die Matches. Je nach Auswahl des Helden/Schurken deckt ihr den Gegner mit Kombos ein oder befördert ihn in die interaktiven Arenen. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass der Feind im Gebäude hängen bleibt und ordentlich mit den Beinen strampelt. Eine coole Idee, um die bildgewaltigen, aber doch oft absurden Kämpfe des Anime auch virtuell einzufangen. Die Entwickler bleiben also ziemlich Detailgetreu und bilden die überzeichnete Vorlage nahezu perfekt als Videospiel ab.
Eure überaus mächtigen Macken sind dabei ausschlaggebend für einen erfolgreichen Kampfabschluss und sollten sinnvoll eingesetzt werden. Und solltet ihr mal Schwierigkeiten haben, lassen sich auch Partner herbeirufen, die euch kurzzeitig im Kampf unterstützen oder mit euch bei aufgeladener Plus-Ultra Leiste (3 Punkte) einen gemeinsamen Superangriff entfesseln. All das ist unfassbar gut inszeniert und zeigt sich visuell von einer beeindruckenden Seite. Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass My Hero’s One Justice 2 ein sehr offensives Spielerlebnis ist.
Viel taktische Elemente sind im Kampfsystem nicht enthalten. Festes draufkloppen ist meist die beste Chance auf einen Sieg. Dadurch wird das Spiel wohl auch niemals ein eSport- reifer Prügeler wie Dragon Ball: FighterZ, doch für den schnellen Kampf zwischendurch ist der Titel sehr gut geeignet. Zumal das Charakter Roster auch ziemlich breitgefächert wirkt und der Mix aus Nah- bzw. Fernkämpfer sehr viel Varianz einbringen. Der Haufen an bunt gewürfelten Helden & Bösewichten aus dem Franchise, die mit ihren effektvollen Superangriffen im Dauerfeuer austeilen, kann sehr viel Spaß machen.
Blitzsaubere Anime-Inszenierung!
Die spielbaren Helden & Schurken fühlen sich dabei auch meist sehr unterschiedlich an. Obwohl sich eigentlich jeder Charakter ein ähnliches Moveset teilt und das Angriffsmuster demnach fast gleich ausfällt, sorgen die individuellen Macken trotzdem für einiges an Abwechslung. Jede Figur hat seine Eigenheiten, was sich letztlich auch leicht auf die Steuerung auswirkt. Das fällt umso mehr auf, wenn man zuvor ein Spiel wie One Punch Man: A Hero Nobody Knows in der Konsole hatte, wo die Matches tatsächlich fast alle gleich ablaufen und spielerisch kaum eine Relevanz haben.
Ein tiefsinniges Taktik- Ungetüm wird das Spiel zwar sicherlich nicht, aber immerhin zeigen sich die Charaktere so andersartig, dass man ein gutes Team mit Gegensätzen bilden kann. Zudem fühlen sich die Kämpfe im Direktvergleich zum Vorgänger auch leicht verbessert an und laufen sauberer ab. Die Animationsphasen scheinen fließender ineinander überzugehen, was sich in der Spielbarkeit bemerkbar macht. Ab und zu entgleitet einem aber trotzdem mal die Kontrolle, weil eben derart viel auf dem Display abgeht, dass man die Übersicht verliert.
Aber immerhin bleibt dadurch auch diese Adrenalin getriebene Over-The-Top Anime Inszenierung erhalten, die auch schon die Vorlage auszeichnet. Optisch hat sich das Entwicklerteam nämlich durchaus ins Zeug gelegt die gezeichneten Manga/Anime Figuren zeitgemäß in 3D-Polygone zu verwandeln und den Charme des Originals einzufangen. Das Spiel zeigt sich in einem ansprechenden Artstyle, der eine wirklich schöne Anime Ästhetik an den Tag legt. Die außerordentlich aufwendig gestalteten Macken bzw. Plus- Ultra Fähigkeiten dominieren schon mal gerne den gesamten Bildschirm und lassen ein Effektgewitter auf den Zuschauer los.
Es lässt sich wohl sagen, dass My Hero’s One Justice 2 der Vorlage gerecht wird und teilweise auch schon an CyberConnect2’s Naruto Ultimate Ninja Storm Videospiele heranreicht. Das zeigt sich auch bei den Charakter- Modellen, die sehr geschmeidig durch die Arenen preschen und ihrem Anime Counterpart sehr nah kommen. Ich persönlich finde auch die Inszenierung des Storymode sehr ansprechend. Natürlich könnte man hier die Kritik üben, dass man fast nur Standbilder, statt schöner Anime-Sequenzen erhält, doch an sich ist die Gestaltung mit den Manga ähnlichen Panels, die automatisch weiterblättern, sehr gelungen.
Allgemein sollte man den Designer mal ein Lob dafür aussprechend, wie viel Mühe sie sich bei der optischen Aufmachung gegeben haben. Das Team hat einige tolle Menü-Grafiken kreiert, die bei der Auswahl sehr gut animiert sind und dem Spiel sehr viel optische Varianz verleihen. Letztlich leidet die technische Seite nur an manchen Rucklern, die blöderweise auftauchen, sobald man die Bild gewaltigen Moves abfeuert. Je nach Anzahl der Spielfiguren und Angriffe, kann die Bildrate schon mal gehörig ins Schwanken geraten. Auch die Ladezeiten können schon manchmal nervig sein. Zudem sollte man vielleicht auch anmerken, dass man sich visuell wenig gesteigert hat. Es sieht zwar alles recht schick aus, ist aber im Vergleich zum Vorgänger kaum zu unterscheiden. Es wirkt aber tatsächlich polierter in gewissen Belangen. Die Fortsetzung ist grundsätzlich eine Aufwärmung der alten Mechaniken des Erstlings, mitsamt zusätzlicher Boni & Spielcharaktere. Vor dem Kauf solltet ihr euch also die Frage stellen, ob ihr die absoluten My Hero Academia Fans seid, denn in dem Falle ist die Wertung, die ihr unten liest genau Aussagekräftig.
Vielen herzliche Dank an Bandai Namco Entertainemnt für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von My Hero’s One Justice 2:)
Bildmaterial: ©2010 – 2020 BANDAI NAMCO Entertainment Europe S.A.S