Für Switch Spieler will Eden Studios die erste Racing-Sim liefern. Ob das funktioniert, soll mein Test klären…
Fahren, Tunen, Aufrüsten!
Die Nintendo Switch ist derzeit in aller Munde. Schon in kurzer Zeit haben sich eine Vielfalt an Videospielen im eShop eingefunden, doch ein Genre fehlte bisher. Durch Eden Studios soll Nintendo nun aber auch mit einer Rennsimulation bedient werden. Dieses Entwicklerstudio ist dabei kein Unbekannter für langjährige Rennspiel- Fans. Sind sie doch für die beliebte Test Drive Unlimited Serie verantwortlich, die schon in den 90s Spielefans weltweit begeistern konnte.

Switch Spieler mit einer Vorliebe für Racing- Sims dürfen sich mit Gear.Club Unlimited also auf einen geistigen Nachfolger einstellen, der aber leider seine Smartphone Herkunft nicht gänzlich verleugnen kann. Schon in den ersten Minuten setzt das Spiel die Richtung für die späteren Spielstunden. Ohne Umschweife werfen euch die Entwickler ins Spielgeschehen und lassen euch über die Piste düsen. Auf ein Intro, eine ausschweifende Story oder groß inszenierte Zwischensequenzen verzichtet Gear.Club Unlimited. Kurz zusammengefasst: Auto kaufen, Rennen fahren, Punkte einsammeln und schließlich die Werkstatt für Tuning aufsuchen. Ein schneller Einstieg ist ja gerade für mobile Spiele sehr gut, aber hier hätte man schon etwas mehr Aufwand betreiben können.

Schließlich sind auch die eingestreuten Standbilder von Manager & Monteure ziemlich dröge präsentiert und werden gänzlich ohne Sprachausgabe geliefert. Mit verdienten Credits im Spiel sucht ihr dann den Autohändler auf oder sichert euch neue Autoteile, um euren Wagen zu verbessern. Wer noch ein wenig Farbe ins Spiel bringen möchte, kann das Gefährt auch für die InGame Währung in der Werkstatt umfärben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Möglichkeit eure Werkstatt auszubauen und nach euren Vorstellungen optisch anzupassen. Das Erweitern sorgt für die nötige Motivation beim Spielen und ist schon fast eine eigene Aufbau-Simulation innerhalb der Racing-Sim. Gerade für ein Switch Spiel, dass sicherlich auch meist im mobilen Betrieb gespielt wird, ist das natürlich ein netter Zusatz, der mal schnell zwischendurch genutzt werden kann.
Racing-Sim X Arcade!
Die Herausforderungen findet ihr auf einer Übersichtskarte, die euch in unterschiedliche Areale führt. Zwischenzeitlich meldet sich auch mal euer Manager zu Wort und verteilt kurzweilige Aufgaben, die beim Absolvieren eure Erfahrungspunkte erhöhen. Erst mit dem Erreichen bestimmter Stufen schaltet ihr Multiplayer Rennen, neue Fahrzeuge und Ausstattungsmöglichkeiten für eure Werkstatt frei. Das kann schon mal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Teilweise wirkt die Kampagne dadurch leicht gestreckt, was nicht gerade durch die eintönige Gestaltung verbessert wird. Dem Rennspiel merkt man also leider stark an, dass hier ein ehemaliges Free2Play Spiel in ein vollwertiges Videospiel verwandelt wurde. Die Portierung ist an sich ziemlich gut gelungen, aber einige Mechanismen hätte man überarbeiten sollen. Spielerisch wurde die Rennsimulation dagegen recht gut auf die Switch umgesetzt.

Gear.Club Unlimited fühlt sich wie ein Gran Turismo Light an und ist eine Simulation, die nicht komplett auf Hardcore Spieler ausgelegt ist, sondern recht Einsteiger freundlich ist. Als ernsthafte Racing-Sim getarnt ist zwar realitätsnahes Fahren gewollt, aber es lässt sich sofort erkennen, dass die Arcade Wurzeln von Test Drive Unlimited mit eingeflossen sind. Das Spiel lässt sich wohl am ehesten als ein Crossover aus Gran Turismo / Forza und Need For Speed bezeichnen. Nicht komplett Arcadig, aber auch keine vollwertige Simulation. Dieser Umstand sorgt für ein Gameplay, bei dem die Wagenkontrolle recht eigenwillig ist. Wer sich also mit einem Mix anfreunden kann und Test Drive Unlimited ohnehin gerne gespielt hat, dürfte mit dem Spielkonzept gut zurechtkommen.
Die Rückkehr des Splitscreens!
Habt ihr euch einmal ans Spielgefühlt gewohnt, geht das Rennen sehr gut von der Hand. Einzig die KI-Fahrer sind fragwürdige Kontrahenten, die stets wie auf Bahnen gelenkt werden. Eine echte Herausforderung sucht man hier meist vergebens. Wahrscheinlich ist deshalb auch ein Online Multiplayer eingebaut wurden, der ab einem gewissen Rang freigeschaltet wird.

Bevor ihr jetzt aber jubelnd aufspringt und hofft weltweit gegen Spieler antreten zu können, muss ich euch leider enttäuschen. Der Online Modus beruft sich leider nur auf Zeitrennen, die ihr gegen die Abbilder einiger Spieler fahrt. Mit erfolgreichen Siegen klettert ihr die Ränge hinauf und landet in einer anderen Liga. Hierzu sammelt ihr Ligapunkte, die eng mit euren Zeiten verbunden sind. Für ein Racing Game sicherlich nicht unbedingt ein idealer Multiplayer, denn die Motivation hält sich hier doch in Grenzen. Positiver sollten Nintendo Spieler eher den Offline Splitscreen Modus aufnehmen, der es euch ermöglicht mit bis zu vier Freunden an geteilten Bildschirm anzutreten. Eine Erfahrung, die man noch aus den 90s kennt und heutzutage fast gänzlich abgeschafft wurde.

Es ist daher sehr lobenswert, dass ein Entwickler die Zielgruppe von Nintendo erkannt hat, die seit jeher doch noch mehr auf Offline Partien setzt, denn auf Online Multiplayer. Der Offline Modus ist zwar nicht wirklich ausgereizt und hätte sicherlich noch mehr Überarbeitung verdient, aber immerhin ist einer dabei, was man von Gran Turismo, Need For Speed und Forza nicht behaupten kann. Wichtig ist ja ohnehin auf dem Platz und da zeigt sich Gear.Club Unlimited mit dem altbekannten Racing-Sim Bild, was die Strecken angeht. Nichts sonderlich kreatives, aber doch recht abwechslungsreich. Von Stadtfahrten, Wüsten und Wäldern darf man zwar nicht viel neues erwarten, aber für die kurzweilige Fahrt sind die Areale gut geeignet.

Eure Rennen dürft ihr dabei aus zwei Kameraperspektiven fahren. Entweder wählt ihr die Haubenansicht oder schaltet in die 3rd Person Kamera. Also auch hier nichts, was man nicht schon aus etlichen Videospielen gewohnt ist. Zusätzlich schaltet ihr noch Fahrhilfen ein/aus und verschafft euch so euere eigene Simulation. Wirklich gravierende Auswirkungen konnte ich beim Wechseln zwar nicht feststellen, es ist aber dennoch eine leichte Änderung vorhanden. Grundlegend sind es aber viel eher die Rally- Rennen, die sich vom Grundkonzept unterscheiden, da sich die Wagen etwas anders steuern. Die Rennboliden reagieren träger und lassen sich schwerer kontrollieren, je nach Streckenwahl.
Optimiert für die Switch?!
Technisch ist der Titel grundsolide und liefert eine gute Figur ab. Die Rennen sind meist flüssig und werden mit farbenfrohen Hintergründen gut unterlegt. Mehr als eine nette Gestaltung ist hier aber nicht zu erwarten. Die Grafik bewegt sich hier nämlich auf dem Niveau von PS3 und Xbox 360, was die Kantenglättung, Auflösung und den Detailreichtum angeht. Auch die FPS- Rate ist hier geringer, als auf Konkurrenz- Konsolen.

Mit aktuellen Grafikbrettern wie Forza Horizon kann das Spiel logischerweise nicht mithalten. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn für einen Handheld- Titel ist Gear.Club Unlimited gut gelungen. Die schick ausmodelierten Wagen und netten Lichteffekten tragen insgesamt nämlich für einen positiven Eindruck bei. Auch wenn es die Entwickler doch leicht mit ihrem Lens Flare übertrieben haben. Die meiste Kritik in technischer Hinsicht heimst das Spiel aber eher im TV-Modus ein, denn im Handheld Betrieb fallen viele negative Ansichten weg. Der Detailgrad ist ja vor allem durch die niedrige Auflösung so offensichtlich, was auch für die Kantenglättung gilt. Auf einem 720p Bildschirm in Tablet- Größe fällt die Optik somit weniger ins Gewicht.

Für die Switch optimiert wurde zusätzlich die Bewegungssteuerung, die es euch ermöglich die Wagen im Handheld Modus auch durch Neigung des Tablets bzw. der JoyCons zu lenken. Die Motion Controls funktionieren hierbei erstaunlich gut und sind sicherlich mit zusätzlich Lenkrad- Controller eine nette Ergänzung. Man fragt sich nur warum man diese Steuerung bei einer Simulation verwenden sollte. Immerhin sollte es hierbei doch um minimale Lenkbewegungen gehen. Aber als zusätzliche Spielerei ist das Gebotene ganz nett.

Zweifelhaft an der Switch Fassung sind lediglich die langen Ladevorgänge, die nach jedem Rennen, Tuning und Moduswechsel auftauchen. Bei der Grafikqualität doch sehr fragwürdig, warum die Entwickler diese trotz Modul nicht verringern konnten. Anzumerken sei auch noch, dass ich innerhalb des Spiels einen kleinen Bug hatte, der es verhinderte ein bestimmtes Rennen zu fahren. Hier fiel immer zu Beginn direkt die Fahrzeugkontrolle aus und die JoyCons bzw. auch Pro Controller wollten nicht mehr reagieren. Das Spiel hat also technisch ein paar kleine Defizite, die aber sicherlich per Update behoben werden können.

Vielen herzliche Dank an Astragon Entertainment GmbH & Anuman für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Gear.Club Unlimited für die Nintendo Switch:)
© 2017 Eden Games ©2016 astragon Entertainment GmbH