Im Jahre 2007 konnte Bioshock den Genre Thron für sich beanspruchen und die Gamer Herzen im Next Gen Zeitalter erobern. Seit dem sind fast 10 Jahre vergangen – Zeit für 2K das Meisterwerk noch einmal allen Nostalgikern und Neulingen zugleich zugänglich zu machen. Mit Bioshock: The Collection soll es ein weiteres Mal in die Untiefen von Rapture und die luftigen Höhe von Columbia gehen. Ob sich der Kauf der Collection lohnt, erfahrt ihr im Test…
Bioshock – Auf nach Rapture
Bioshock nimmt im fiktiven Universum des Jahres 1960 seinen Lauf, wo wir den Jungen Mann Jack kennenlernen, der bei einem Flugzeug Absturz in den Tiefen des Atlantik landet.
Vom Meer umzingelt, bahnt er sich einen Weg durch die Flammen und rettet sich zu einem Leuchtturm. Hier angekommen findet er eine Tauchkugel vor, die er umstandslos besteigt und so in die Unterwasser- Stadt Rapture gelangt. Einer Metropole, in der eine neue Zivilisation entstehen sollte, die ohne Ausbeutung und Verurteilung von Entscheidungsträgern auskommt. Dass dieses Vorhaben schief lief und der Gründungsvater offenbar selber Größenwahnsinnig ist, erfährt Jack später am eigenen Leibe.
Bei seinem Tauchgang erfährt er vom ominösen Andrew Ryan, dem Gründer und Anführer dieses unheimlichen Ortes. Die Reise ins Unbekannte führt Jack schließlich zu einem Mann Namens Atlas, der ihn kontaktiert und Auskunft über Rapture und dessen Bewohner liefert. Seinem Reden nach sind die Bewohner dem Elixier ADAM zum Opfer gefallen und haben eine Psychose entwickelt. Ihr als Protagonist Jack mittendrin in diesem verfallenen Ort, der von verschiedenen Wesen wie den Little Sisters und Big Daddys heimgesucht wird. Die Ideale der Menschen und das Verlangen nach Höherem sind Leitthemen des ersten Bioshock. Eine beachtliche Story, die damals ihres Gleichen suchte.
Bioschock 2 – Im Auftrag der Little Sister
Bioshock 2 widmet sich stattdessen anderen Themen und setzt geschichtlich einen vollkommen anderen Fokus. Als Big Daddy erlebt ihr die Ereignisse dieses Mal aus anderer Sicht und landet im Jahre 1968. Die Hauptstory des Nachfolgers ist somit einige Jahre nach dem Original angesiedelt, beginnt geschichtlich aber vor der Ankunft Jack’s in Rapture.
Mit Sofia Lamb hat auch eine neue Person die Leitung in Rapture übernommen. In der Rolle des Big Daddy seid ihr eine Art Prototyp – Der erste Big Daddy seiner Art und macht euch auf die Suche nach Eleanor, eurer Little Sister, die zugleich Sofia Lambs Tochter ist. Mit Bioshock 2 baut Ken Levine somit auf dem Grundkonstrukt seines Universums auf, kreiert aber einen vollends neuen Plot, der mit einem sehr ungewöhnlichen Konzept aufwarten kann. Die Tragweite des ersten Bioshock kann nicht erreicht werden, aber als Geschichte weiß auch diese Erzählung zu überzeugen.
Bioshock Infinite – Die Stadt in den Wolken
Mit Bioshock Infinite wandelt sich das Bild vom alten Storykonzept und eine neue Storyline findet Einzug ins Universum. Sogar der Handlungsort wird mit dem dritten Teil gewechselt und heißt fortan nicht mehr Rapture, sondern Columbia.
In dieser Wolkenstadt leben die US Bürger des 19. Jahrhunderts abgeschieden von den restlichen USA in einem eigenen Staat und teilen sich in politische Lager. Gründervater Comstock handelte dabei im Auftrag der Regierung und kreierte im Jahre 1912 den Ort Columbia, der als Geheimprojekt eine neue amerikanische Welt über den Wolken bilden sollte. Der Plan wurde jedoch fallen gelassen und so wurde Columbia unabhängig – Fortan geführt von Comstock. Dies hatte jedoch zur Folge, dass ein Bürgerkrieg ausbrach und sich Politische Parteien bildeten, die nun um Columbia kämpfen.
In Mitten dieses Krieges, lernen wir den ehemaligen Detektiv Booker DeWitt kennen, der den Auftrag erhält das junge Mädchen Elizabeth aus einem Turm in Columbia zu befreien. Elizabeth selber besitzt übernatürliche Fähigkeiten und wird aus diesen Gründen gefangen gehalten. Ein wiederkehrendes Leitmotiv des Spiels sind Rassismus, Kapitalismus und der von stolz geprägte US Patriotismus.
In Infinite legt Ken Levine somit starken Wert auf historische Hintergründe, um eine alternative Welt zu kreieren, die zu Beginn des 19. Jahrhundert existiert und auch sehr von Religion getrieben ist. Dem folgend ist das Leitthema in Bioshock Infinite auch viel mehr das Reinwaschen von einer Schuld, die Neuerfindung eines Menschen und so quasi die Verdrängung früherer Gedanken und Gefühle. Eine Geschichte, die viel Interpretationsspielraum lässt und so gerade auf Grund der vielen Metaphern und unterschwelligen Hinweise zum erneuten Durchspielen animieren sollte.

Geschichtlich ist Bioshock ein beeindruckendes Werk. Kaum ein Video Game konnte mich, abgesehen von Metal Gear, jemals in dieser Hinsicht so begeistern. Die Welt wirkt authentisch und bietet viel Raum für Interpretation, die durch unterschiedliche Themen geleitet wird. Dass auch die Atmosphäre der Geschichte entgegenkommt, unterstreicht den besonderen Charakter. Die gesamte Reihe weiß durch gute Storys zu überzeugen. Bioshock Infinite ist aber wohl der Höhepunkt, was Ken Levines Qualitäten als Autor anbelangen. Jedoch steht Rapture als Welt deutlich vor Columbia, wodurch sich beide Geschichten kaum etwas schenken. Einzig Bioshock 2 hinkt als einfacher Nachfolger hinterher, was aber bei der Konkurrenz auch kein Wunder ist.
Story: 5/5





Der Einsatz von Plasmiden
Spielerisch lässt sich Bioshock in die Ego- Shooter Ecke stecken, doch das wäre viel zu leicht. Denn die Reihe verbindet stinknormale Shoot- Outs mit Fähigkeiten, die direkt aus einem Fantasy Rollenspiel stammen können.
Passender weise lassen sich diese Fertigkeiten auch weiter verbessern, wodurch sich auch ein rudimentäres Level Up System ins Game einfindet. Das sorgte für Tiefe und erweiterte das, von CoD und Konsorten, getriebene Genre. Mit Hilfe der Shooter- bekannten Waffenarten wie Schrotflinte, Maschinengewehr, Karabiner oder Revolver geht es zwar hinein in die Weiten der Unterwasserstadt, doch nutzen werdet ihr im Normfall meist eure Fähigkeiten, die durch Plasmide verliehen werden. Mit Hilfe dieser Elemente können genetische Veränderungen am menschlichen Körper erzeugt werden, die spezielle Kräfte wie Elektrizitäts- oder Feuer Fertigkeiten erschaffen.
Diese Plasmide gilt es innerhalb des Spiels in den versteckten Ecken von Rapture einzusammeln, um euch so die Kräfte einzuverleiben. So könnt ihr eure Gegner, die Splicer schließlich einfrieren, abfackeln oder elektrisieren. Auch abseits von Kämpfen finden die Fähigkeiten Einsatz, um Wege freizusetzen. Zusätzlich warten noch weitere Upgrades auf euch, die verschiedene Effekte auf euer Abenteuer haben. Unter anderem erhaltet ihr eine Kamera, mit der ihr die Slicer fotografieren sollt und sie so dokumentieren könnt. Dies ermöglicht eine Weiterentwicklung bei euren Technik Upgrades. An verschiedenen Verkaufsautomaten sammelt ihr außerdem neue Materialien ein.
Eine Frage der Moral
Im Verlaufe des Spiel gelangt ihr zudem auch an den Big Daddys vorbei, die ihre Little Sisters versuchen zu beschützen. Was das für Wesen sind? Nun, diese fungieren als Lieferant von ADAM und sind somit für euch von großen Nutzen.
Und genau an diesem Punkt stellt euch Bishock vor ein moralisches Dilemma. Ihr habt nämlich die Möglichkeit die Little Sisters auszubeuten oder zu retten. Letzteres erhöht euer Ansehen und bringt euch vereinzelt Boni ein, sorgt aber dafür, dass ihr weniger ADAM erhaltet, während das auszubeuten euch zwar vor moralische Probleme stellt, aber euch auch das erhoffte ADAM einbringt. Diese Droge ist wichtig, um überhaupt im Spiel voranschreiten zu können. Mit diesem Hintergrund verbringt ihr eure Zeit in Rapture und versucht dem Abenteuer zu folgen. Dabei kommen stets neue seltsame Gestalten auf euch zu, die euch entweder feindlich gesinnt sein werden oder euch Aufträge erteilen.
Soweit spielt sich Bioshock wirklich interessant und kann mit seinem erfrischend anderen Szenario auch heute noch überzeugen.
Tolles Konzept, alte Bugs
Da Bioshock 2 auf demselben Grundgerüst aufbaut, müssen hierüber nicht viel Worte verliehen werden. Das Gameplay Konstrukt bleibt dasselbe. Ob als Big Daddy oder “normaler” Mensch. Auch Infinite fühlt sich, trotz neuen Szenario herrlich vertraut an.
Zwar wurden Begriffe ausgetauscht, doch im Prinzip basieren die Kernelement auf der gleichen Grundidee, die schon in den Rapture- Bioshocks vorkamen. Überarbeitet wurden nur ein wenig die Shooter Elemente, weshalb sich Bioshock Infinite in dieser Hinsicht deutlich besser anfühlt, als seine Vorgängern. Auch hier greift ein Upgrade System, das sich mehr Waffenorientiert zeigt. Größte Neuerung ist in Bioshock Infinite die Greifhaken Mechanik, die es euch erlaubt von einem Punkt des Geländes zum nächsten zu springen. Auch das funktioniert sehr gut und bringt neuen Schwung in das angestaubte Gameplay. Mit dieser kleinen Taktik- Komponenten spielt sich der dritte Teil der Bioshock Reihe am besten. Insgesamt gibt es am eigentlichen Gameplay wenig auszusetzen.

Allerdings sorgen die vielen Automatischen Geschütze für ärgerliche Spielmomente. Wenn diese mal wieder unerwartet aus allen Ecken feuern, ist man gerne mal genervt, was sich dann durch die gesamte Reihe zieht. Besonders beim ersten Bioshock kann man hiervon ein Lied singen. Öfters geht auch der Überblick bei der Überzahl an Gegnern flöten oder die Wegfindung wird erschwert. Das sind aber nur kleine Kritikpunkte, die den Spaß etwas mindern. Abgesehen davon kann die Bioshock Reihe aber durchweg spielerisch überzeugen.
Gameplay: 4/5





Kreativität und alte Bugs
Atmosphärisch spielt die Bioshock Reihe seit jeder in der oberen Liga. Die düsteren Areale mit ihren Werbebannern, Minifilmen und Audiologs sind grandios in Szene gesetzt und reißen einem als Spieler sofort in diese bedrückende, zerfallene Zivilisation.
Maßgeblich dazu beitragen kann auch die Geräuschkulisse und die musikalische Untermalung. Biostock kreiert ein wirklich ungewöhnliches Szenario, mit dem es kaum Vergleichsmöglichkeiten gibt. Auch heute noch ist der Titel in der HD Collection ein echtes Highlight. Das ausgefallene Welten- Design strotzt nur so vor Kreativität und zeigt die Fähigkeiten von Irrational Games. Der Grafik- Stil, den das Entwicklerstudio geschaffen hat, kann man wohl als Einzigartig bezeichnen. Kein Wunder, dass andere Videospiele wie We Happy Few versuchen dem nachzueifern.
Ein großer Kritikpunkt, der heute mehr denn je ins Gewicht fällt, sind aber vereinzelte Bugs, die einem das Abenteuer erschweren. So ist der alte Bug “Cohen’s Splicers” bzw. “Fort Frolic Glitch” nicht beseitigt worden, weshalb es im Gegebenen Fall immer noch dazu kommt, dass ihr einen älteren Spielstand neu laden und die Areale erneut abwandern müsst. Das frustet und ist weniger verständlich. In einer Neuauflage hätte dieser Fehler längst vergessen sein sollen
Die HD Collection, die aktuell auf dem Markt erhältlich ist markiert nicht unbedingt ein Technik Highlight, doch die überarbeiteten Lichteffekte, die schärferen Texturen und die höhere Auflösung sorgen im gemeinsamen Wirken mit dem ohnehin grandiosen Design für einen Ausnahmetitel. Wie nicht anders zu erwarten, profitieren vor allem Bishock 1 und 2 von der Aufarbeitung. Schließlich sind dies die ältesten Teile der Reihe und bauen mehr auf düstere Stimmung, denn auf bunte Optik wie Bioshock Infinite, das schon damals hervorragend aussah. Somit erwartet euch kein Meilenstein, was die Technik angeht, aber ein Unterschied zum Original Material ist deutlich sichtbar. Dies ist vor allem der höheren Auflösung zu verdanken.
Audiovisuell: 4/5





Fazit:
Die Bioshock Reihe war bei ihrem Erscheinen im Jahre 2007 eine frische Abgrenzung zum Shooter Einerlei, der vom Platzhirsch Call of Duty dominiert wurde. Mit Kreativität und packender Geschichte konnte das Erstlingswerk damals vollends punkten.
Und genau diese Qualität, stellt sich auch in der HD Collection wieder ein. Kaum ein paar Schritte in Rapture gewandert, schon zieht einem die wahnsinnig gute Atmosphäre in seinen Bann. Dasselbe gilt auch für Columbia in Bioshock Infinite. Nur wenig Spiele können ähnliches von sich behaupten. Der Design- Abteilung sollte man heute noch Preise verleihen für diese außergewöhnliche Leistung. Spielerisch ist Bioshock dagegen etwas eingerostet. Es macht zwar Spaß, aber Defizite sind spürbar. Die technische Seite weiß auch zu überzeugen. Die Aufarbeitung ist größtenteils gelungen, nur die Bugs hätte man ruhig beheben können. Als Fan der Reihe kommt man an der Sammlung aber nicht vorbei. Immerhin enthält die Collection nicht nur alle drei Hauptspiele, sondern auch deren Singleplayer Add-Ons. Vor allem aber sollten Leute zur Bioschock: The Collection greifen, die damals nicht mit dem Ursprungswerk in Berührung kamen.
Vielen herzlichen Dank an Björn von der Gaertner-PR und 2K Games für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplare;)
Und wer mal einen kleinen Zusammenschnitt der Bioshock Reihe in Video Form sehen möchte, der schaut sich mal mein Video dazu an;)
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