Rollenspiele aus Fernost haben oft eines gemeinsam. Sie sind bunt, fantasievoll und haben einen gewissen Charme, der westlichen Spielen oftmals fehlt. Bereits seit der Playstation One begleiten uns diese schönen Werke und haben sich stetig weiterentwickelt. Auch die Atelier Saga kann schon auf einige Serien- Teile zurückblicken. Seit 1997 wird die Atelier Reihe nun schon von Gust Co. Ltd. entwickelt und bietet Japan Fans einen komplett anderen Ansatz, als J-RPG Konkurrenten wie Tales, Persona oder Final Fantasy. Ist das Hauptaugenmerk hier nicht das Niedermetzeln von Monstern und der Aufstieg zum Helden, sondern die Herstellung von Tränken, Heilmitteln und nützlichen Gegenständen. Wie sich Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book schlägt, erfahrt ihr nun im Test- Review Beitrag.
Sprechende Bücher?
Der neue Ableger der altehrwürdigen Serie versetzt euch in die Rolle des kleinen Alchemie Lehrlings Sophie, die ein geheimnisvolles Buch ihrer Oma entdeckt, das aus unerfindlichen Gründen fliegen und reden kann. Das sehr gesprächige Buch mit dem Namen Platcha (Gesprochen Plakta) hat aber leider einen Fehler. Es kann sich nicht an seine eigene Vergangenheit erinnern. Weder wo es herkommt, warum es reden kann und welche Möglichkeiten der Alchemie Lehre noch existieren.
Allerdings kehren mit jeder notierten Alchemie Formel neue Informationen zurück und seine Erinnerungen werden erneuert. Es liegt also an der kleinen Protagonisten Sophie dem redseligen Buch zu helfen, um selber an ihrer Aufgabe zu wachsen und ihre Alchemie Fähigkeiten zu verbessern. Im Verlauf der Handlung erfahren wir so mit Sophie neue Hintergründe, die mit neuen Einträgen freigelegt werden.
RPG alter Schule
Wie für ein JRPG alter Schule üblich, wandert unsere Heldin natürlich nicht alleine durch die Gegend, sondern erhält tatkräftige Hilfe von ihren Freunden, die im Verlauf der Handlung gemeinsam den vielen Gefahren der Wälder entgegentreten. In der Rolle der Sophie bewegt ihr euch dabei frei durch die Orte und ihre umliegenden Gebiete, in denen je nach Tag/Nacht Wechsel andere Materialien zu finden sind, die ihr für eure Rezepte benötigt.
Die kleinen Areale, die ihr besuchen könnt, werden mit Fortlaufender Handlung weiter erhöht und können von euch über eine Weltkarte erreicht werden. In dieser Hinsicht gebührt den Entwickler mal ein großes Lob. Das Reise- System ist hervorragend eingebunden und kommt ohne lange Ladepause daher. Ihr könnt euch also mit einem Klick ins Menü jederzeit zu jedem Punkt im Ort teleportieren oder euch über die Weltkarte zu den Gebieten bewegen. Ewig lang Laufwege, wie in anderen RPG’s, fallen hier glücklicherweise weg. Über die Karte des Ortes könnt ihr zudem einsehen, wo sich welcher NPC gerade aufhält. Die Übersicht geht somit nie flöten. Simpel, Einsteiger freundlich und sehr gut.
Genauso verhält es sich auch mit den Aufgaben, die ihr in eurem Quest- Log leicht finden und zuordnen könnt. Allgemein wurde hier sehr viel Wert auf ein hervorragendes Menü Design gelegt. Ob Zutaten, Monster, Aufgaben, Materialien oder Handlungsrelevante Infos. Alles akribisch aufgelistet. Im Menü findet ihr euch daher leicht zurecht.
Dynamisches Kampfsystem
Wie in den Vorgängern behält sich Atelier vor, seinen Gameplay Fokus mehr auf die Alchemie zu setzen, als auf bekannte RPG Muster. Die Feinde in den vielen Gebieten sind somit mehr für das Leveln Nebenbei aufzusuchen, um eure Charakter- Werte zu erhöhen und euer Team zu festigen.
Die Kämpfe laufen dabei sehr nach Classic RPG Vorgaben runden basiert ab. Eine Eigenheit ist dabei die Verteilung der dynamisch wechselnden Angriff- Möglichkeiten. Ähnlich wie bereits in Digimon Cyber Sleuth zu Beginn des Jahres wird Team basiert der aktive Angreifer gewechselt, sondern per Vorgabe in der Menüanzeige links am Display. Vor dem Runden Beginn könnt ihr somit absehen in welcher Abfolge die Angreifer der Reihe nach verteilt werden. Für euren Charakter wählt ihr im Hinblick darauf passend eine Aktion aus. Hierbei kann jeder Kampfteilnehmer bei Aktionsvergabe auch eine Grundhaltung Richtung Offensive oder Defensive einnehmen.
Je nach Auswahl werden hierbei Support Möglichkeiten der Team- Mitglieder eröffnet und die Angriff oder Verteidigungswerte erhöht. Ein wenig Taktik ist also für die Auseinandersetzungen wichtig.
Wie gewohnt könnt ihr auch Items verwenden, um die Werte der Gegner zu verringern oder euch zu heilen. Je hochwertiger eure angefertigten Items sind, desto mehr Effekte hat der Einsatz dieser Hilfsmittel. Etwas unpraktisch ist es hierbei, dass ihr die Items im Vorfeld vor dem Betreten des Areals an eure Begleiter verteilen müsst, andererseits könnt ihr die Heiltränke nicht im Kampf verwenden, was zumindest ich gerne mal vergessen habe.
Leider ist das Balancing auch nicht perfekt gelungen. Während meiner Testphase bin ich in der Handlung durch das bloße Verarbeiten von Materialien wohl so schnell vorangekommen, dass meine Kampfwerte nicht mit denen der Gegner mithielten. Konnte ich in einem Gebiet noch problemlos die Feinde niedermähen, war ich im darauffolgenden Areal leichtes Futter ohne Gegenwehr. Da sich auch die Fluchtmöglichkeit nach eurem Level richtet, kommt hier leicht Frust auf, denn Grinden ist somit notwendig.
Ehrlich gesagt bin ich mit dem Kampfsystem auch nicht sonderlich warm geworden. Das System hätte mehr Überarbeitung verdient. Daher habe ich Kämpfe auch wenn möglich gemieden. Das Sammeln von Items für die Zubereitung und das Erfüllen der Aufgaben hat mir persönlich mehr Fun bereitet.
Die hohe Kunst der Alchemie
Für die fortlaufende Handlung ist das Sammeln und Verarbeiten von Materialien, sowie das Erfüllen von Aufgaben der Dorfbewohner auch deutlich wichtiger, als das Besiegen von Monstern.
Das mag für den ein oder anderen Action RPG Fan unter euch etwas ungewöhnlich klingen, ist aber Kern des Gameplays und bringt ungemein viel Unterhaltung mit sich. Abhängig vom Wetter und dem Tag/Nacht Wechsel, erhaltet ihr in den vielen Gebieten unterschiedliche Materialien, die es Daheim zu verarbeiten gilt. Das Alchemie System ist dabei intelligent gestaltet. So solltet ihr beim Zubereiten darauf achten mit welchen Eigenschaften, Elementen und Qualitäten das jeweilige Material aufwarten kann und wie viel Platz es im Verarbeitungsmenü einnimmt.
Dieses Verarbeitungsmenü ähnelt einem Puzzle Prinzip und ist aufgeteilt in mehrere Rechteckige Flächen, die mit dem jeweiligen Material belegt werden. Hierdurch wird die Qualität und Fähigkeiten des zu gewinnenden Objektes bestimmt. Jedes dieser Materialien belegt dabei einen vorgegeben Bereich. Beansprucht ein Material zu viel Platz, überlagert es das zuvor gewählte und deaktiviert dessen Effekt. Ihr solltet beim Auswählen also überlegen welche Materialien wie miteinander harmonieren. Ein interessantes Konzept, was sich die Entwickler hier einfallen lassen haben.
Die erzeugten Items könnt ihr dann im Kampf anwenden oder beim Cafe abgeben, wenn diese mit einer erfüllten Aufgabe zu tun haben. Natürlich gibt es auch einen Laden, indem ihr Materialien Ein- oder Verkaufen könnt. Mit erhaltenen Geld könnt ihr zudem auch eure Ausrüstung überarbeiten.
Tales of Atelier
Die Optik gefällt mir persönlich sehr gut und erinnert an den wundervollen Anime Look der Tales Video Game Reihe. Die gering aufgelösten Texturen und die Detailarme Umgebung kann das farbenfrohe Design dabei leicht verstecken. Natürlich wird das wohl nicht jeder so sehen. Denn viele PS4 Gamer lauern auf aktuelle State of the Art Grafik, womit Atelier nicht im Geringsten dienen kann.
Die liebevoll verarbeiteten Charaktere und ihr nettes Welten Design dürfte der Mehrheit der JAPANO RPG Fans aber sofort gefallen. Bei der Sprachausgabe könnt ihr neben der Original Synchro aus Japan auch eine US Variante anwählen, die insgesamt sehr gelungen klingt. Leider gibt es keine Deutschen Untertitel, was für den ein oder anderen unter euch eventuell ein Problem sein könnte.
Fazit
Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book funktioniert vom Grundgedanken hervorragend und birgt für RPG Fans auch einiges an Entertainment. Da ich nie zuvor einen Atelier Ableger ausprobieret habe, kann ich für meine Bewertung leider keine Vergleichsmöglichkeit zu den Vorgängern heranziehen. Gefallen hat mir The Alchemist of the Mysterious Book aber sehr gut. Als Fan von JRPGs fühlte ich mich bei Atelier teilweise auch in die Vergangenheit versetzt. In die Hoch Tage der PS1 und PS2 Vertreter. Ein wenig altbacken, aber im Grunde sehr liebenswert und mit einzigartigen Gameplay.
Vielen herzlichen Dank an Koch Media für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book für die Playstation 4:)