Wenn eine Alkoholikerin ihren Chef schlägt, kommt selten was gutes dabei rum. Ganz anders bei »Drunk, Single, Female«, dem neuesten Serien Ausflug auf Disney+, das euch hiermit mal vorstellen möchte.
Manchmal brauche ich eine Serie zum Entspannen. Etwas, das mich geistig nicht allzu stark fordert und mir kurzweilig eine möglichst authentische Erfahrung bietet, dabei aber trotzdem nicht in melodramatische Szenen abdriftet und mit erhobenen Zeigefinger jedes kleinste Detail des Daseins hinterfragt.
»Drunk, Single, Female« war genau so eine charmante Zwischenunterhaltung, die ich wohlmöglich in ein paar Monaten wieder vergessen habe, aber die für ein kurzes Intermezzo eben bestens geeignet war.
Die Show handelt von Sam, einer jungen Journalistin, die ein ausgesprochen ernstes Alkoholproblem mit sich herumträgt. Nach einem Zwischenfall, bei dem sie ihrem Chef das Telefon um die Ohren schlug, muss sie zwangsweise wieder bei ihrer Mutter einziehen. Zu allem Überfluss stehen auch noch die Gemeinnützigen Stunden und die allwöchentlichen Besuche bei der Suchtberatung an. Für Sam gilt es also ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Die Geschichte wird dabei äußert realistisch erzählt, verliert aber zu keinem Zeitpunkt seinen humoristischen und fröhlichen Unterton. Der Leidensweg von Sam und ihr schwieriger Weg sich vom Alkohol zu trennen wird in verschiedene Tage unterteilt, an denen man sie als Zuschauer begleitet und so langsam ein Gefühl dafür bekommt wie sie ursprünglich so dermaßen übers Ziel hinausschießen konnte. All das wird mit einem leichten Augenzwinkern erzählt, ohne aber die Alkoholsucht als Krankheit zu veralbern oder als kleines Problem darzustellen.
Die Serie schafft es tatsächlich diesen fast schon unmöglichen Balanceakt zu bewerkstelligen Humor, Drama und Natürlichkeit in eine glaubhafte Geschichte zu verstricken. Besonders Sam als Hauptfigur funktioniert bestens. Das liegt sicherlich zum Teil auch an der Darstellung von Sofia Black-D’Elia (The Mick), die es schafft trotz all der schwierigen Phasen ihrer Figur sympathisch zu bleiben.
Mit jeder Episode öffnet sich die junge Frau mehr ihrem Umfeld und versucht Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen.
Dafür gilt es auch den Saint Patricks Day ohne Kontakt zu den feiernden Mitmenschen zu überstehen oder sich bewusst zu werden was Freundschaft eigentlich für einen Stellenwert hat.
Der Weg zurück ins alltägliche Leben kann manchmal ganz schön schwer sein. Das wird hier auf ziemlich authentische Weise dargestellt, indem Sam z.B. auch mal von ihrer Suchtbetreuerin die einzige Aufgabe bekommt einfach mal mit den kleinen und normalen Dingen im Alltag zu starten.
Das fängt schon beim morgendlichen Betten machen an und weitet sich eben auf die Job Suche aus. Diese Art des Geschichten Erzählen sorgt dafür, dass man sich in Sam hineinversetzen kann und versteht wie schwer ihr diese Reise gerade fällt. Und das völlig ohne Kitsch. Das Pacing der Show ist dabei auch sehr angenehm, da wirklich keine Episode unnütz für die Geschichte erscheint. Da man auch niemals in überdramatische Szenen verfällt und teils auch mit Satire glänzt, bleibt die Serie ein kurzweiliges Serienvergnügen.
FAZIT:
Erfrischend zeitnah und amüsant. »Drunk, Single, Female« sorgt mit Dialogwitz für Kurzweile!
Selten genug findet man eine Serie, die zugleich charmant, lustig und authentisch ist. Viel zu oft verkommen heutige Geschichten einfach zum Vorzeigemodell des erhobenen Zeigefingers. Das ist bei »Single, Drunk, Female« nicht der Fall. Die Serie glänzt durch ihre nachvollziehbare Geschichte und den augenzwinkernden Dialogwitz, geführt von einer wirklichen tollen Hauptdarstellerin. Ob’s die Überflieger- Serie schlechthin ist? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber wirklich viel kritisches lässt sich auch nicht finden.