Handlung
Der junge Software Entwickler Tomoya Aki ist der geborene Otaku! Er lebt förmlich in der Welt der furchtlosen Anime Heldinnen und bunten Videospielwelten. Diese ungetrübte Leidenschaft für die Otaku Kultur wird nur noch mehr genährt, als ihm an der Schule ein Mädchen begegnet und ihm die Idee zu einer eigenen Dating-Sim in den Sinn kommt.

Kurzerhand schnappt er sich seine Mitschülerin Eriri Spencer Sawamura, die eine talentierte Manga-Zeichnerin ist und sich wiederwillig ins Hobby Entwicklergeschehen begibt. Dazu gesellt sich auch noch die Light Novel Autorin Utaha Kasumigaoka, die Tomoya’s Spielkonzept schlicht als völlig unbrauchbar bezeichnet. Die vierte im Bunde ist die introvertierte Megumi, die als Vorbild der Heldin dienen soll. Fest entschlossen aus der sonderbaren Truppe ein Entwicklerteam zu machen und seinen Traum vom virtuellen 2D Adventure zu leben, schickt sich Tomoya an ein unschlagbares Game-Konzept auf die Beine zu stellen. Typisch für so einen Haufen junger Mädels sind romantische Ablenkungen aber an der Tagesordnung…
Bild & Animation
Der Anime entstand beim Produktionsstudio A-1 Pictures, deren Arbeiten man inzwischen in der Branche kennen dürfte. Schließlich war das Team schon an Sword Art Online, Erased und Granblue Fantasy beteiligt und lieferte dort durchaus ansehnliche Arbeiten ab. Saekano merkt man dagegen an, dass wahrscheinlich nicht allzu viel Budget zur Verfügung stand.

Die Hintergründe sind doch sehr austauschbar und einfach gehalten. Zumeist nutzt man klassische Szenen wie Klassenräume, Schlafzimmer, Parks oder allgemein Locations, die man aus Anime gewohnt ist. Nichts besonderes, aber es erfüllt eben seinen Zweck. Die Charaktermodelle sind zudem nicht unbedingt sehr speziell, lassen aber den alten A-1 Pictures Charme durchaus mal erkennen. Natürlich ist der Anime auch wieder stark von seinen Ecchi- Szenen geprägt, bei denen bestimmte Körperregionen auch mal in Nahaufnahme begutachtet werden.

Hier bewegt man sich grundsätzlich auf demselben Niveau wie die übrigen Genre- Kollegen. Dazu trägt auch die Kameraführung bei, bei denen die Szenen gut eingefangen werden, aber auch keine besondere Technik aufweisen. Leider haben die Grafiker aber auch nicht unbedingt so tolle Farbwahlen getroffen. Selten sind diese wirklich mit Bedacht gewählt. Die überpräsenten Outlines der Charaktere z.B., die bei Nutzung der Comedy Part einsetzen, sind z.B. schon ziemlich störend.

Zumal auch die Bewegungen sind in den Bildübergängen nicht immer sauber verlaufen. Vor allem die Pilot-Episode bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten und dürfte soweit sogar eine der am günstigsten animierten Anime Episoden der jüngeren Vergangenheit sein. Also nein, man hat sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Die restlichen Episoden heben das Niveau zwar etwas an, doch man springt selten über seinen Ecchi- Schatten und versucht mehr als Nötige zu inszenieren.
Sound & Musik
Peppermint Anime legt sich bei ihrem Anime zumeist sehr ins Zeug eine gute Synchronisation in Auftrag zu geben. Dieses mal ging die Arbeit an @alpha Postproduktion, die unter der Leitung von Eckart Goebel in der Dialogregie eine hörenswerte Version inszeniert. Das Dialogbuch stammt hier tatsächlich von mehreren Personen (Kathrin Stoll, Jana Dunja Gries, Julia Bautz, Eleni Möller-Architektonidou, Marie-Jeanne Widera), die teils auch selbst als Synchronsprecher im Anime Bereich bekannt sind.

Vor allem den verspielten Dialogen ist es zu verdanken, dass die vielen ironischen Anime-, und/oder Videospielszenen so charmant und humorvoll wirken/klingen. Der Anime Saekano ist in der Dub-Version eigentlich uneingeschränkt empfehlenswert. Nahezu jede Synchronrolle wurde gut an die jeweiligen Sprecher verteilen, die selbst auch eine gute Performance abliefern.
Content & Verpackung
Herausgeber Peppermint Anime veröffentlicht die Harem-Comedy in einem einem aufklappbaren Digipack mit einer schicken Softbox in O-Card Format als optischen Blickfang.

Das “Digipack” ist als virtuelles Notizbuch angelegt, sprich es soll die “Aufzeichnungen der Clubaktivitäten” darstellen. Lustige Design Idee. Die digitalen Bonusmaterial setzen sich derweil aus Clean-Opening und Clean-Ending zusammen.

Dazu kommt noch eine “Episode 0: Fanservice der Liebe und Jugend”. Insgesamt fasst die Bluray sechs Serien-Episoden. Das entspricht einer Gesamtlaufzeit von 150min.
Inside Anime
Saekano – How to Raise a Boring Girlfriend. Das klingt nicht nur auf dem Papier ziemlich flippig, es ist auch geschichtlich ein sehr verschrobener Romcom Anime. Die Serie macht sich nämlich so ziemlich über sämtliche Rollenverteilungen und stereotypischen Szenen in einem Anime, Video Spiel oder auch Film lustig. Dazu neigt man in eine Genre- Richtung, die sich bewusst sehr ironisch mit dem manchmal doch arg blödsinnigen Verhaltensweisen und Geschichten in japanischen Videospielen auseinandersetzt.

Wer in seinem Leben einmal eine klassische Visual Novel oder ein Ren-Ai Adventure gespielt hat, der wird viele Parallelen auf ironische Art wieder erkennen. Die romantischen Szenen sind durchweg mit einem Augenzwinkern zu verstehen und völlig selbstironisch inszeniert. Das fängt schon bei den Dialogen an, die viel Sarkasmus in Bezug zur Branche versprühen und die gelegentlich völlig absurden Liebesszenen in japanischen Videospielen und Anime aufs Korn nimmt. Darum werden auch beiläufig mal Informationen über verschiedene Figuren und deren Interessen in den Raum geworfen, ohne dafür in dem Moment eigentlich groß einen Sinn zu haben. Schließlich muss die Backstory einer Figur irgendwie untergebracht werden und das wird auf humorvolle Art erledigt. Die Regeln eines Mainstream Projekts werden damit nahezu offengelegt und besonders gelungen parodiert.

Immer mal wieder werden auch die innigen Liebesszenen der Charaktere durch einen Gag oder einen Auftritt unterbrochen, die Dialoge unnötig mit Details aufgebläht und zwischendurch mal der gesamte Tagesablauf rekapituliert. Eben gemäß dem bekannten Serienideal der modernen Fernsehlandschaft. Wenn die Depri-Dame als Autorin engagiert wird und geschwollen drauflos plaudert hat das schon seine lustige Seite. Mit vielen doppeldeutigen Gesprächen, nackten Tatsachen und einem Schuss Comedy ist Saekano zwar auch “nur” ein typischer Ecchi, aber diese verrückte Meta- Ebene dazwischen macht einfach Spaß und sorgt für Originalität.

Dazu gehört auch, dass man keinen Halt vor uns Anime Fans, Bloggern und allgemein Serien/Film/Spiele Kritikern macht. Auch wir Schreiberlinge und kritischen Anime Fans bekommen unser Fett weg. Da werden sich sicherlich viele, auch schon allein wegen der überzogenen Ausdrucksweise, wiederkennen können. Mir selbst war der immens hohe Anteil an Harem Elementen und überzogener Nacktszenen aber etwas zu überzogen. So manche Situation wirkte wie ein Probelauf eines Grafikers, der sich intern darüber beraten hat, wie oft man eine Nacktszene unterbringen kann ohne den Inhalt völlig zu verwässern. Aber im Endeffekt läuft so auch jeder x-beliebige Ecchi ab, was letztlich in einer Parodie des Genres wohl auch so gezeigt werden muss.
FAZIT:
Der Anime »Saekano« bleibt im Kern eine simple Harem-Ecchi Komödie, bei denen auch die Körper der weiblichen Charaktere gerne mal als optische Szenenschmückung fungieren. Da aber die Geschichte durchweg mit lustigen Parodien auf Serien & Filme, sowie die Otaku Kultur und den Visual Novel Markt erzählt wird, muss man unweigerlich so manches Mal schmunzeln. Die Herangehensweise der Autoren zeigt sich mit den witzigen Dialogen und den gnadenlos bescheuerten Gags als tolle Abendunterhaltung. Der Anime ist damit sicherlich einer der frischeren Ecchi-Serien am Markt, der sich auch zu keiner Sekunde ernst nimmt. Letztendlich ist es darum schwierig eine Empfehlung auszusprechen. Denn hier entscheidet mehr denn je der eigene Geschmack!
Bildrechte im Artikel: ©2015 Fumiaki Maruto, Kurehito Misaki, KADOKAWA FUJIMISHOBO / Project Saenai | ©Peppermin Anime 2022