Die Phantom-Diebe zieht es vom Spiel in den Anime- Sektor. Fast 3 Jahre nach Release des Playstation Hits, bringt Peppermint Anime die Serienumsetzung ins Regal der deutschen Fans. Wie sich der Titel schlägt, verrate ich euch im Test…
Handlung
Als Student Ren Amamiya bei einem gewaltsamen Übergriff zur Hilfe eilt, wird sein Einschreiten selbst mit einer Bewährungsstrafe wegen Körperverletzung versehen. Daraufhin muss er zwangsweise die Schule wechseln und wird an der Shujin Gakuen Oberschule aufgenommen, wo sich schon bald seltsame Geschehnisse ereignen.
Schon am ersten Tag lernt er seinen Mitschüler Ryuji kennen, mit dem er kurzerhand in einer mysteriösen Parallelwelt landet. Wie sich herausstellt, wird diese von Schattenwesen beherrscht, die das “böse” im Herzen der Menschen repräsentieren. Der einzige Ausweg scheint das Entfesseln der eigenen Kraft zu sein, der Persona. Für die neu geboren Phantom- Diebe ist es also Zeit sich dem Verlangen der Menschen entgegenzustellen.
Bild & Animation
Das farbenprächtige Design, die Gestaltung der Hintergründe und der ziemlich coole Charme, den die Spielvorlage ausstrahlt, finden sich auch im Anime wieder. Zeitweise fielen die Animationen aber leicht ab, besonders im Vergleich zu den Cutscenes des Spiels.
Zudem wirkten auch einige Szenen sehr statisch, was sich auch in Kampfszenen bemerkbar machte, in denen oftmals nur per Standbild die Action zusammengefasst wurde. Was A1-Pictures hier abliefert, ist also nicht unbedingt ihr Meisterstück, aber trotzdem ansehnlich. Das gilt vor allem deshalb, weil man den sehr individuellen Look der Vorlage erhalten konnte, den das Persona- Franchise so einmalig macht.
Das Entwicklerstudio Atlus ist allerdings auch sehr souverän beim Gestalten ihrer visuellen Ideen, wie man sicherlich auch an den All-Out-Attacks erkennen kann, die ebenso ihren Weg sehr stilsicher i den Anime gefunden haben (wenn auch nicht so over-styled wie im Original). Es lässt sich also sagen, dass Persona 5 sicherlich kein Glanzstück an Animationstechnik ist, aber zumindest rein vom visuellen Gesamteindruck sehr ansprechend erscheint.
Sound & Musik
Unabhängig von der Gaming-Vorlage hält der Anime eine ziemlich aufgeweckte Charakterriege bereit, die mit ihrem Verhalten für einige Lacher, aber auch emotionale Szenen gut sind. Diese zu transportieren war eine der Hauptaufgaben des Tonstudios, die hierbei eine durchaus beachtliche Leistung abgeliefert haben.
Das Anime- Franchise ist in dem Sinne nun ja leider nicht unbedingt die Speerspitze der Serien, weshalb ich schon befürchtet hatte vielleicht eine Low-Budget Produktion zu bekommen. Insbesondere deshalb, weil ich vom Studio opus-live, München bisher wenig gehört hatte. Doch Peppermint hat hier tatsächlich ein Tonstudio beauftragt, die den Charakteren passende Stimmen verpasst haben. Besonders Ilena Gwisdalla ist mir in der Rolle der Ann Takamaki positiv aufgefallen.
Aber auch der bösartige Kamoshida (Matthias Klie) wirkte stimmlich sehr gut eingefangen. Und Rieke Werner als Morgana war natürlich eine Top Besetzung für das verrückte Maskottchen der Phantom Thieves. Unter der Dialogregie von Katharina von Daake ist also wieder etwas ordentlich entstanden. Sicherlich gibt’s ein paar kleine Schnitzer, aber insgesamt lässt sich Persona 5: The Animation auch in Deutsch verfolgen. Musikalisch besinnt man sich derweil auf die eingängigen Melodien, die auch im Spiel zu hören sind. Das bringt Atmosphäre und sorgt bei Kennern sicherlich für einen besonderen Fan Bonus.
Content & Verpackung
Wie schon bei den meisten Releases der letzten Monate, verpackt Peppermint ihre Serie in eine schicke O-Card Papphülle, die den Helden des Spiels jeweils als “normale” Menschliche Form, sowie in seiner Phantom Thief Erscheinung abbildet. Auf weitere Extras (abgesehen von Trailer) müsst ihr derweil verzichten. Dafür ist das Angebot an Episoden aber sehr ordentlich, denn der Publisher packt wieder einmal sechs Episoden auf die zwei Discs. Dadurch ergibt sich eine Laufzeit von 15o Spielminuten, die ihr mit Vol.1 erhaltet.
Inside Anime
Die Persona Fans in Deutschland dürften sich derzeit freuen. Steht in diesem Jahr doch nicht nur der Release von Persona 5: Royal und Persona 5: Scramble für Videospieler auf dem Programm, nein auch der Anime- Markt wird weiter ausgebaut.
Nachdem Peppermint schon die Movie- Reihe (Persona 3) lizenzieren konnte, bringen sie nun die Anime Serie zum fünften Teil in die Regale. Schon vorab lief die Serie im Simulcast auf Wakanim. Jetzt folgt also der erhoffte Disc- Release des beliebten JRPG- Franchises. Mit seinen Traumwertungen, den guten Verkaufszahlen und der von Presse gefeierten Tests, hat Atlus mit dem Franchise eine echte Goldgrube vorliegen, die nun also auch ihren Weg in die heimischen Wohnzimmer der Anime Zuschauer finden soll.
Dabei stellt sich natürlich sofort die Frage, ob die komplexe Geschichte und die vielschichtigen Charaktere, die im Spiel über ca. 100 Stunden aufgebaut werden, überhaupt in ein 26-teilige Serie passen kann. Angesichts dessen war es den Autoren natürlich unmöglich jeden wichtigen Dialog, jede Entscheidung und jede Action/Drama Szene unterzubringen. Es mussten klare Kürzungen her, was zwar spürbar ist, sich aber nicht so gravierend bemerkbar macht, wie man vielleicht denken könnte. Denn das Produktionsteam schafft es aus dem riesigen Umfang der Vorlage eine durchaus plausible und zusammenhängende Geschichte zu stricken, die sich nicht nur auf die Hauptstory konzentriert, sondern auch geschickt Szenen einbindet, die im Spiel durchs Gameplay verankert sind oder in Nebenhandlungen/Gesprächen thematisiert werden.
Für Kenner der Vorlage finden sich somit auch kleine Anspielungen ein, die gut in den – geschnittenen – Storyverlauf eingebunden sind. Schon in der Spielvorlage wurden ja auch sehr erwachsene Themen behandelt, was somit auch auf den Anime zutrifft. Sei es Mobbing, Machtmissbrauch, Trauma oder soziale Medien. Atlus hat nie ein Hehl daraus gemacht sich ernsthaft mit den Problemen der Gesellschaft zu beschäftigen und dies sehr gut in ihren Spiele zu verarbeiten. Genau aus diesem Grund sind auch nahezu alle Figuren irgendwann Opfer von Missbrauch, Beschimpfungen, Verleumdung oder Gemeinheiten ihrer Mitschüler geworden. Jeder fühlt sich in irgendeiner Form erniedrigt, erdrückt oder entmutigt durch Taten, die ihnen das Selbstwertgefühl genommen haben.
Diese Grundidee funktionierte aber auch gerade deshalb so außerordentlich gut, weil man als Spieler interaktiv an den Themen beteiligt war und die Handlung selbst beeinflussen konnte. Außerdem war der Spielaufbau auch deutlich langsamer in seiner gesamten Erzählung. Eben daran hapert es bei der Anime Umsetzung ein wenig, da hier eine weitaus schnellere Erzählweise an den Tag gelegt werden musste, um alles relevante möglichst konsequent, aber kurz zusammenzufassen. Die starke Komplexität, die sie daraus im Rollenspiel ergibt, will also nicht so ganz im Anime überschlagen.
Dadurch verliert sich auch leicht die enorme Tragweite der Handlung, weil eben Gameplay- Mechaniken in kurzen Szenen behandelt werden und einige Dialoge- und Textnachrichten hier im Anime folglich wegfallen. Die Kamoshida Storyline, die ziemlich wichtig für einige Charaktere der Truppe sind, wird darum auch schon in den ersten drei Episoden abgeschlossen, ohne wirklich ins Detail zu gehen. Man kann der Geschichte also durchaus folgen, aber bestimmte innere Konflikte werden weniger intensiv beleuchtet. Aber sieht man davon mal ab und besinnt sich darauf, dass wir nun mal ein Projekt vor uns haben, das ohnehin an Fans gerichtet ist, fällt das gar nicht so ins Gewicht.
Immerhin sind es eben diese Zuschauer, die schon zahlreiche Stunden ins Ausgangsmaterial gebuttert haben. Was die Autoren aber aus fast 100 Stunden Spielzeit herausgeholt haben, ist trotzdem beachtlich. Denn die Geschichte ist zumeist spannend, humorvoll und gut entwickelt. Der Anime wirkt zeitweise wie eine simple Zusammenfassung der Ereignisse, bei der nur auf wichtige Schlüsselszenen geachtet wurde. Der düstere Grundton wird ungeachtet dessen trotzdem gut transportiert, wodurch diese besondere Stimmung, die das Franchise umgibt, erhalten bleibt. Obwohl also so manches Plot-Element entfernt und die Charakterentwicklung weniger ausgefeilt wirkt, ist der Anime besonders für Fans sehenswert. Denn in einigen Szenen wird das Ausgangsmaterial sogar leicht erweitert.
©Persona 5: The Animation / Atlus 2017
©2019 Peppermint Anime
Vielen herzlichen Dank an Peppermint Anime für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von “Persona 5: The Animation – Vol.1″ für den Test:)