Das Jahr 2021 zeigte sich bei Marvel als sehr abenteuerlustig und experimentierfreudig. Mit der TV Serie »Hawkeye« wollte man die Fans kurz vor Weihnachten darum noch einmal ordentlich in Feierlaune versetzen und das MCU- um frische Helden erweitern.
Das Gesicht des Marvel Cinematic Universe hat sich in den vergangenen 12 Monaten schon stark verändert. Wir erlebten z.B. den Aufstieg von Sam Wilson zum neuen Captain America, erfuhren wie Wanda Maximoff zur Scarlet Witch wurde, lernten die neue »Black Widow« Yelena Belova kennen und beobachten wie der einstige Oberschurke Loki seine menschliche Seite entdeckte.

Mit Clint Barton alias Hawkeye tritt jetzt also auch noch der talentierte Bogenschütze sein Serienabenteuer an und muss sich dort mit allerlei Schwierigkeiten herumschlagen. Allen voran, der jungen Kate Bishop, die sich versehentlich mit der Trainingsanzug-Mafia anlegt und damit kurzerhand alte Feinde des Ronin auf den Plan ruft. Für Clint wird der geplante Familienausflug an Weihnachten infolgedessen schnell zum Kampf gegen die Schatten seiner Vergangenheit. Damit nimmt die Geschichte schließlich ihren Lauf und lässt über die sechs Episoden hinweg verschiedene neue und alte Marvel- Figuren auftauchen.
Ein Schwerpunkt der Erzählung liegt aber natürlich auf der Einführung der Bogenschützin Kate Bishop, die schon seit Kindheitstagen ein bekennender Hawkeye Fan ist und fast zum Fangirl wird, als sie Clint Barton schließlich höchstselbst gegenübersteht.

Für den introvertierten Clint Barton ist die quirlige und weltoffene Kate unübersehbar eine echte Nervensäge, was in der Serie für eine ausgezeichnete Charakterdynamik sorgt. Denn was der Serie an geschichtlichen Inhalt fehlt, macht sie mit der wunderbaren Teambildung der zwei ungleichen Helden wieder wett.
Dafür sorgen auch Jeremy Renner und Haile Steinfield, die beide mit genügend Charisma versehen sind, um die Serie auch humoristisch zu tragen. Besonders Hailee Steinfeld bringt eine so charmante und zielorientierte Kate Bishop ins MCU, dass es wohl keine perfektere Rollenbesetzung hätte geben können. Wenn der pessimistische, fast schon genervte, aber stets überlegte Clint Barton auf die völlig chaotische Kate Bishop trifft, ist das perfekter Charakterhumor.

Dazu kommt dann noch Florence Pugh, die als Yelena Belova wieder eine einmalige Performance abliefert und gemeinsam mit Kate Bishop wohl das unterhaltsamste Serienduo des Jahres darstellt. Florence Pugh ist tatsächlich ein echter “Scene-Stealer”, wie man im US-Kino sagt. Schon in »Black Widow« ließ sie Scarlet Johannsen ziemlich im Regen stehen, was die Szenenspannung angeht. Ihr gespielter Akzent, ihr On-Point Humor und ihre allgemeine Art die Figur zu verkörpern, bereichern das MCU- um eine weitere Sympathieträgerin, die in Zukunft unbedingt mehr Screentime benötigt.
Wer im Marvel- Team auf die Idee kam Hailee Steinfeld und Florence Pugh als konträres Paar auf die Bühne zu bringen, sollte einen Bonuscheck bekommen.
Die Serie »Hawkeye« hat nicht die Risikobereitschaft eines WandaVision und auch keine komplexe Zeitparadoxe wie in Loki, sondern zeigt sich wesentlich geerdeter, was dem Heldenteam gut zu Gesicht steht.

Statt des üblichen Superhelden Tam Tam, steht hier viel eher ein Rachefeldzug und ein Stück Wiedergutmachung für frühere Taten auf dem Servierteller, wodurch man den Figuren mehr persönlichere Szenen geben kan. Über die sechs Episoden hinweg schafft man den Balance-Akt einen Superhelden Show abzuliefern, die sich nicht zu ernst nimmt, aber im richtigen Augenblick auch mal emotionale Töne anschlägt.
Die größte Stärke der Geschichte liegt tatsächlich in ihrer Einfachheit. Das MCU- nach all dem dramatischen Superkräften und Multiverse Storys mal wieder auf eine natürlichere Ebene zu bringen. Dazu passt auch, dass »Hawkeye« fast schon als Weihnachtsfilm konzipiert ist und sich bestens für die Vor-Weihnachtstage eignet. Auch visuell ist die Serie schick inszeniert.
Das Winter-Thema wird konsequent und Allgegenwärtig mit Lichtern, Weihnachtsdeko, Weihnachtspullis und dem wilden Treiben in der Vorweihnachtszeit durchgesetzt.
Dazu kommen verrückte Kostüme von LARPern, interessante Kulissen und gute Kampfszenen, in denen sowohl die Action als auch die Effekte überzeugen. Eine wirklich schöne Serienumsetzung. Die Serie wirkt also optisch, wie fast jedes Marvel Projekt, sehr poliert.

Natürlich ist es kein »Avengers Endgame« Bombast, aber als Serienszene passend für diese Weihnachts- Action genutzt. Das Trio um Renner, Steinfield und Pugh ist sowieso einmalig und trägt die sechs Episoden-Story problemlos im Alleingang.
Eigentlich hat mir die Serie also genau das gegeben, weshalb ich überhaupt einst als Fan ins MCU- eingestiegen bin: Helden, die ich mit ihren Eigenheiten in der bunten Marvel-Welt sympathisch finde.
FAZIT:
Lustig, charmant und verspielt. »Hawkeye« zeigt sich als frisches Actionfest mit wundervollen Cast!
Ungeachtet des Serientitels »Hawkeye« ist nicht Clint Barton der Held der Geschichte, sondern sein Schützling Kate Bishop, die mit der Serie ihren MCU- Einstand gibt und dabei auf Anhieb überzeugt. Die junge Bogenschützin zeigt sich in Bestform und bringt die zuletzt vermisste Verspieltheit ins Marvel Universum zurück. Während Falcon & The Winter Solidier als Buddy Action-Komödie nur schwer Fuß fassen konnte, sind es Renner & Steinfield, die genau das abliefern. Die kurzweilige Geschichte im Christmas Theme ist wirklich charmant aufgezogen. Wer also über die inhaltlichen Schwächen der Story hinwegblicken kann, der erhält eine mehr als unterhaltsame Mini-Serie im Marvel Universum und ein fantastisches Heldenduo.