Mit Fire Force schickt euch David Production in ein loderndes Flammenmeer! Basierend auf Atsushi Ōkubo’s Mangareihe setzt der Anime auf hitzige Gefechte und verrückte Helden. Wie sich die Feuerwehr- Sause schlägt, verrate ich euch im Test…
Handlung
Der junge Shinra Kusakabe hat einen Traum. Er möchte ein Held sein. Jemand, der Menschen in Notlagen hilft und ihnen Mut gibt. Als er endlich in die Sondereinheit der Tokioter Feuerwehr aufgenommen wird, wird er sofort mit der knallharten Arbeit dieser unscheinbaren Helden konfrontiert und muss sich zeitgleich auch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen.
Denn durch Tokyo zieht sich seit einiger Zeit ein mysteriöses Phänomen. Verschiedene Menschen erleben eine spontane Selbstentzündung und verwandeln sich dadurch sogleich in gefährliche Flammenwesen, die jede Menschlichkeit verlieren. Für die Bekämpfung dieser bedrohlichen Kreaturen muss sich Shinra nicht nur auf seine Teamkollegen, sondern auch seine besondere Fähigkeit verlassen. Denn der Junge kann selbst Feuer erschaffen und so Feuer mit Feuer bekämpfen. Dabei stellt sich auch schnell die Frage nach der Wahrheit einer speziellen Tat in der Kindheit Shinra’s.
Bild & Animation
Die Idee hinter dem Anime klingt wirklich irre, wird dafür aber auch irgendwie clever umgesetzt. Denn auf der Grundlage dessen können sich die Designer eben auch visuell austoben.
Mit coolen Kamerawinkeln, kreativen Art-Design, tollen Farbverläufen und den sehr guten Feuereffekten wird hier eine beachtliche Darbietung geboten. Die Sprite-Partikel harmonieren wirklich perfekt mit dem eigentlichen Hintergrund, Charakter und Kreaturen Design des Anime. Man merkt wie hier etablierte Leute am Titel herumgewerkelt haben und einige Gedanken in die Bildgestaltung geflossen sind.
Das Flammenmeer und die überzogenen Angriffe sehen fantastisch aus. Dafür sorgen auch die (meist) detaillierten Bewegungsabläufe der Figuren, bei denen die Animationsphasen doch sehr sauber verarbeitet wurden. Auch das Charakter-Design sticht positiv hervor und glänzt mit schicken Farben und Gestaltungen.
Die Effektpalette bei Angriffen, die gut ausgearbeitete Mimik und der allgemeine visuelle Detailreichtum sorgen so “in Kombination” für tolle Bilder. Wenn die lodernden Flammenwesen bekämpft werden, holt man visuell wirklich einiges aus dem Anime heraus und unterhält allein durch die prächtige Inszenierung. Sicherlich ist auch hier nicht alles Gold was glänzt, aber für eine TV Produktion gibt das Team hier schon eine beachtlich gute Figur ab.
Sound & Musik
Für die Synchronisation hat man erneut das Studio Oxygen Sound Studios aus Berlin engagiert, die sich dem Projekt angenommen und wiedermal fähige Sprecher besetzt haben. Mit Dennis Saemann in der Hauptrolle hat man Jemanden, der auch perfekt diesen schmalen Grad von Emotion und Humor tragen kann.
Sein Sprechertalent für solche überzeichneten Shōnen- Figuren hat er schon damals in Nisekoi unter Beweis gestellt und zeigt auch hier wieder eine gute Arbeit. Schaut man sich mal die Sprecherliste an, tauchen auch viele namhafte Leute auf, die schon häufig in Anime mitgesprochen haben. Aber auch ein paar frische Stimmen, speziell beim Main-Cast sind vertreten, die auch allesamt gut ihre Rollen vertonen.
Für das Dialogbuch & Regie war wieder Rieke Werner zuständig, was man auch merkt. Die meisten Anime unter ihrer Leitung klingen ziemlich gut, was die Dialoge etc. betrifft. Es wirkt dadurch auch vieles lockerer und “alltäglicher”, wie Leute nunmal sprechen würden. Wirklich viel zu kritisieren, habe ich nicht. Zumal auch der Sound gut verarbeitet wurde. Die Stimmen sind eigentlich immer klar zu vernehmen. Insgesamt hat Oxygen also wieder eine ausgezeichnete Synchronfassung abgeliefert. Die Musik vermischt derweil dramatische Klänge mit, zeitweise, lustigen Beats. Die musikalische Untermalung gliedert sich dadurch wohl irgendwo zwischen Dragon Ball und Attack on Titan ein. Der Ton liegt hier in 2.0 (Stereo), sowie in DTS-HD Master Audio vor.
Content & Verpackung
Der Publisher bringt den Anime aufgeteilt in vier Volumes auf den Markt. Die erste Volume, die hier bewertet wird, kommt dabei in einem schick gestalteten Pappschuber mit aufklappbaren, kleinen Digipack Konzept.
Das Design ist hier eher schlicht gehalten, bietet aber schöne Farbverläufe. Den USK- Aufkleber könnt ihr derweil spurenlos entfernen. Sowas ist immer positiv hervorzuheben als Sammler!
Auf der Bluray findet ihr wieder 6-Episoden mit einer Gesamtlaufzeit von 150 Minuten. Dazu kommen Clean Opening, Clean Ending und Trailer. Weitere Extras sind nicht integriert.
Inside Anime
Serien, die sich mit Geschichten über die Feuerwehr beschäftigen, gibt es schon im alltäglichen TV Programm selten. Noch schwieriger wird es, wenn man Anime Fan ist und sich nach dem Thema umsieht. Umso erfreulicher, wenn sich doch mal eine Produktion der Aufgabe annimmt und dabei sogar einen ziemlich ungewöhnlichen Weg wählt.
Denn in Fire Force werden nicht einfach nur Brände gelöscht und Katzen von Bäumen gerettet. Nein, stattdessen schlägt sich die Tokioter Feuerwehr mit bedrohlichen Kreaturen herum, die die Stadt in Aufruhr versetzen. Inhaltlich basiert die Serienumsetzung auf dem gleichnamigen Manga von Atsushi Ōkubo, dem kreativen Kopf hinter Soul Eater. Das spürt man auch zu jeder Sekunde. Der Anime strotzt nur so vor überzogenen Over The Top Szenen und absurden Lachern.
Das sorgt für einen frischen Umgang mit der Feuerwehr Thematik und erschafft einen ziemlich exotischen Anime Mix, der Dramatik, Emotion und Adrenalin- getriebene Super Action verspricht. Das noch teilweise gepaart mich relativ flachen Humor, der aber trotzdem für ein paar Lacher gut sein kann. Die Mischung macht schon einen eigenen Reiz aus und hebt sich auch besonders dadurch vom Einheitsbrei der Isekai, Superhelden und Romanzen ab, die sonst so den Markt dominieren. Den Hauptcharakter zeichnet man glücklicherweise auch nicht als strahlenden Superhelden ala Kirito, sondern zeigt ihn mit Fehlern und inneren Konflikten, die ihn als Figur authentischer machen.
Zudem scheint auch seine Background Story sehr interessant zu sein und gut die Motivation hinter seinem Handeln zu erklären. Dazu kommen noch die üblichen Verdächtigen als Nebencharaktere, die schon auch mal ein wenig aus der Shōnen- Grabbelkiste klauen, sich aber über die Episoden hinweg auch als sympathische Figuren präsentieren. Dabei vermittelt der Anime zeitweise auch kleine Botschaften, die mit dem Thema Zusammenhalts- und Selbstwertgefühl zusammenhängen. Dadurch gewinnt man als Zuschauer schon von Episode 1 an ein Gefühl für die Charaktere und das Team als solches.
Auch in “normalen” Feuerwehr Serien wie Chicago Fire ist das Zusammenhalten und füreinander Einstehen ein wichtiges Storykonzept. So verhält es sich auch in Fire Force, nur mit dem Unterschied, dass hier keine alltäglichen Brände gelöscht, sondern Flammenwesen bekämpft werden. Dadurch können sich die Designer auch stark austoben, was ihre Bildgestaltung betrifft. Die gewaltigen Feuergefechte ziehen euch als Zuschauer mit Sicherheit in ihren Bann. Was den Autoren jedoch weniger gelingt, ist das Pacing der Geschichte. Denn teilweise wirkt der Anime, trotz seiner überzogenen Art und der coolen Bildgewalt, leicht träge erzählt.
Fire Force lebt darum sehr stark von den gewaltigen Feuerexplosionen, der dramatischen Kamerafahrt und der visuellen Inszenierung. Der Handlungsaufbau fühlt sich dagegen als Shōnen Fan doch sehr vertraut an. Auch wenn ich, wie vorhin angedeutet, die Motivation des Helden verstehe, ist das eben der typische Shōnen- Weg einen emotional angeschlagenen Charakter in eine Story einzubinden. Das Alleinstellungsmerkmal ist meist die merkwürdige Prämisse und das fantastische Design. Sucht man also ein Haar in der Suppe, würde man sich wohl genau darüber beschweren. Aber ich schätze das ist doch schon Meckern auf hohen Niveau. Denn eine so clevere Idee, eingeflochten in ein Actionreiches Heldenabenteuer, trifft man heutzutage selten. Insofern macht ihr mit dem Anime nichts verkehrt.
©Atsushi Ohkubo, KODANSHA/ “FIRE FORCE” Production Committee
©2020 Peppermint Anime gmbh
Vielen herzlichen Dank an Peppermint Anime für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von “Fire Force – Vol.1″ für den Test:)