von | Nov. 6, 2023

»Der Untergang des Hauses Usher« | Serien KRITIK, REVIEW

Netflix kann Überraschungshits. Das sollte nicht erst seit Stranger Things bekannt sein. Doch wer hätte gedacht, dass Mike Flanagan mit „Untergang von House of…

Netflix kann Überraschungshits. Das sollte nicht erst seit Stranger Things bekannt sein. Doch wer hätte gedacht, dass Mike Flanagan mit „Untergang von House of Usher“ die alte Halloween Tradition des subtiles Schockers auch 2023 noch beherrscht.

Da ist es natürlich umso mehr schade, dass der Regisseur sich demnächst von Netflix verabschiedet und abseits des Streaming Riesen arbeiten wird. Bevor es allerdings soweit ist und sich Flanagan neuen Produktionen widmet, lehrt er Netflix Abonnenten erst einmal mit einer Edgar Allan Poe Geschichte das Fürchten.

Und mit diesem Werk hat er bei Netflix einen Volltreffer gelandet. Er erzählt die Geschichte einen gewissenlosen Geschwister-Paares, die sich nicht zu schade sind auch den besten Freund übers Ohr zu hauen. Falls die beiden je so etwas wie Freunde hatten. Die zwei Geschwister Roderick und Madeline Usher leiten das Pharmaunternehmen Fortunato, das sich unter ihrer Führung zu einem gigantischen Konzern entwickelt hat und ihr Imperium zu einer globalen Marke gemacht hat.

Doch der Weg an die Spitze ist mit Gräueltaten, Machtmissbräuchen und Intrigen übersät.

Dass sich Mr. Usher auch noch über die Jahre als Playboy zeigte und mit mehreren Frauen Kinder zeugte, macht die ganze Situation nur umso schwieriger für die konkurrierenden Nachkömmlinge. Natürlich eifern diese ihrem alten Herren auch gepflegt nach und hegen selbst kriminellen Tatendrang, um an ihr Ziel zu gelnagen. Jetzt scheint das Maß voll zu sein. Als eine mysteriöse Frau auf der Bildfläche erscheint, scheinen die grausamen Verbrechern den Untergang der Familiendynastie einzuläuten. Denn die geheimnisvolle Person trachtet allen Töchtern, Söhnen und Enkelkindern nach dem Leben.

Die Serie wechselt dabei stetig zwischen den Zeiten und den vielen Kindern des Hauses Usher, die alle so langsam dem eigenen Abgrund entgegentreten.

In Rückblicken wird darum auch ein wichtiges Ereignis aus den 1970er Jahre aufgearbeitet, das die zwei Geschwister in ein schreckliches Geheimnis verwickelt hat. Was für das Verständnis der Geschichte allerdings erschwerend hinzukommt, ist, dass viele Szenen auch zwischen Realität und Fiktion bzw. übernatürlichen Situationen wechseln.

Zudem mischen sich auch klassische Drama Elemente ein, mit der die Serie langsam ihr Schauermärchen inszeniert. Das kennt man als Zuschauer schon aus »Spuk in Hill House«. Manche Dialoge sind tatsächlich etwas zu stark in die Länge gezogen. Besonders die Unterhaltung zwischen Roderick Usher und dem Staatsanwalt hätten ruhig kürzer ausfallen können, da hier doch viel Tempo aus der Geschichte genommen wird. Das mag sicherlich auch der größte Kritikpunkt an der Serie sein.

»Der Untergang des Hauses Usher« kommt nur schleichend voran und verpasst es manchmal den Szenen mehr Ausdruck zu verleihen. Trotzdem schafft man es die Geschichte in eine wirklich interessante Bildsprache zu packen und sie durch die vielschichtigen Figuren zu tragen.

Leider fehlt es der Handlung an Charakteren, die zum Mitfiebern einladen. Nahezu jede Person der Geschichte ist ein unerträgliches Arschloch, dem man wenig abgewinnen kann.

Ein Held lässt sich in der Geschichte nicht finden. Aber vielleicht war das auch nie der Anspruch. Denn gerade die Missgunst und Abneigung, die man gegenüber der Familie Usher empfindet, macht vieles erst interessant.

Die Horrorszenen sind zudem wirklich außerordentlich gut eingefangen und in der richtigen Dosierung gehalten. Die Besetzung um Mark Hamill ist auch erstklassig. Sowohl die Gegenwarts Szenen, als auch die Vergangenheit sind mit hervorragenden Schauspielern besetzt.

Spannend ist dadurch auch das Zusammenspiel des früheren Usher Geschwisterpaares, bei denen die hinterlistige Madeleine auch hier durch das Schauspiel von Willa Fitzgerald getragen wird. Gegenwarts- und Vergangenheits- Madeleine geben sich dadurch schauspielerisch tatsächlich wenig und bringen beide der Figur viel Persönlichkeit. Dasselbe gilt ebenso für den männlichen Gegenpart des Roderick Usher. Auch hier sind beide Zeitspannen mit Bruce Greenwood und Zach Gilford mit fast gleichwertigem Schauspiel umgesetzt.

Fazit: Die neueste Netflix Produktion ist tatsächlich eine überraschende Horror, Drama und Thriller Mixtur, deren Handlungsstränge und Figuren mehr als gekonnt in eine spannende Alan Poe Story verpackt wird. Mit so manchen Twist werdet ihr vielleicht auch gar nicht rechnen.

Bildrechte des Artikels: @1997-2023 Netflix, Inc. / The Fall of House of Usher

  • Artikel von Julian Dunker / genkino-magazin.de
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